Des Mädchens Klage von Friedrich Schiller

Der Eichwald brauset,
Die Wolken ziehn,
Das Mägdlein sitzet
An Ufers Grün,
Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,
Das Auge vom Weinen getrübet.
„Das Herz ist gestorben,
Die Welt ist leer,
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Und weiter giebt sie
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Dem Wunsche nichts mehr.
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Du Heilige rufe dein Kind zurück,
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Ich habe genossen das irdische Glück,
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Ich habe gelebt und geliebet!“
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Es rinnet der Thränen
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Vergeblicher Lauf,
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Die Klage sie wecket
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Die Todten nicht auf,
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Doch nenne, was tröstet und heilet die Brust
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Nach der süßen Liebe verschwundener Lust,
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Ich, die himmlische, wills nicht versagen.
 
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„Laß rinnen der Thränen
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Vergeblichen Lauf,
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Es wecke die Klage
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Den Todten nicht auf,
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Das süßeste Glück für die traurende Brust,
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Nach der schönen Liebe verschwundener Lust,
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Sind der Liebe Schmerzen und Klagen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Des Mädchens Klage“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1798
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Des Mädchens Klage“ wurde von Friedrich Schiller geschrieben. Schiller war ein wichtiger Dichter und Dramatiker der Weimarer Klassik, welche von etwa 1786 bis 1832 andauerte, und gehört zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Literatur. Seine Lebenszeit (1759-1805), lässt sich in das späte 18. und frühe 19. Jahrhundert einordnen.

Eindeutig ist das Gefühl von Traurigkeit und Weltschmerz, das das Gedicht beim ersten Lesen hervorruft. Es geht um das Leid eines Mädchens, das sich verlassen und traurig an einem Ufer sitzt. In dem Gedicht offenbart das „lyrische Ich“, also die Stimme des Gedichts, seine tiefgreifende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Es ist klar, dass das lyrische Ich eine große Enttäuschung oder einen Verlust erlitten hat, möglicherweise den Verlust einer geliebten Person. Das Mägdlein hat das Gefühl, dass ihr Herz gestorben ist und die Welt leer erscheint. Sie hat keinen Wunsch mehr und bittet die „Heilige“, sie von ihrem Leiden zu erlösen.

An der Form und Sprache des Gedichts ist besonders die stark emotional aufgeladene, bildreiche und dramatische Ausdrucksweise Schillers auffällig. Die Strophen sind in Reimen gehalten, was den Fluss des Gedichts und die Intensität der Emotionen, die durch das Gedicht transportiert werden, verstärkt. Zudem verwendet Schiller Naturbilder wie den brausenden Eichwald, ziehende Wolken und eine brechende Welle, die die düstere Stimmung der verzweifelten Hauptfigur widerspiegeln. Auch die Wiederholung bestimmter Zeilen und Wendungen trägt zum Ausdruck der tiefen Verzweiflung und Einsamkeit des Mädchens bei. Der Stil ist charakteristisch für die Weimarer Klassik, die sich durch eine hohe ästhetische und moralische Anspruchshaltung auszeichnet.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Des Mädchens Klage“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Schiller. 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. 1798 ist das Gedicht entstanden. Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bedeutendsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Die Weimarer Klassik geht von der Erziehbarkeit des Individuums zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Vertreter der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten abhängig. In der Weimarer Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich immer wieder an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die berühmtesten Dichter der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das vorliegende Gedicht umfasst 134 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „Breite und Tiefe“, „Bürgerlied“ und „Columbus“. Zum Autor des Gedichtes „Des Mädchens Klage“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

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