Agatha an der Bahre des Paten von Johann Peter Hebel

Chumm, Agethli, und förcht der nit,
i merk scho, was de sage witt.
Chumm, bschau di Götti nonemol,
und brieg nit so, es isch em wohl.
Er lit so still und fründli do,
me meint, er los und hör mi no,
er lächlet frei, o Jesis Gott,
as wenn er näumis sage wott.
Er het e schweri Chranket gha.
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Er seit: »Es griift mi nümmen a,
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der Tod het jez mi Wunsch erfüllt
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und het mi hitzig Fieber gstillt.«
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Er het au menge Chummer gha.
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Er seit: »Es ficht mi nümmen a,
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und wienes goht, und was es git,
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im Chilchhof niede höri's nit.«
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Er het e böse Nochber gha.
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Er seit: »I denk em nümme dra,
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und was em fehlt, das tröst en Gott
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und gebem au ne sanfte Tod.«
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Er het au sini Fehler gha.
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's macht nüt! Mer denke nümme dra.
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Er seit: »I bi jez frei dervo,
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's isch nie us bösem Herze cho.«
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Er schloft, und luegt di nümmen a,
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und het so gern si Gotte gha.
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Er seit: »Wills Gott, mer werde scho
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im Himmel wieder zsemme cho!«
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Gang, Agethli, und denk mer dra!
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De hesch e brave Götti gha.
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Gang, Agethli, und halt di wohl!
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Di Stündli schlacht der au ne mol.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.2 KB)

Details zum Gedicht „Agatha an der Bahre des Paten“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
209
Entstehungsjahr
1760 - 1826
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Agatha an der Bahre des Paten“ stammt von dem Schriftsteller Johann Peter Hebel, der in der Zeit von 1760 bis 1826 lebte. In Anbetracht der Geburts- und Todesdaten des Autors liegt es nahe, das Werk dem Zeitalter der Spätaufklärung oder dem beginnenden Biedermeier zuzuordnen.

Das Gedicht hinterlässt zunächst einen ergreifenden Eindruck, da es das Thema des Todes behandelt. Im Fokus steht ein Dialog zwischen einem Erwachsenen und einem Mädchen namens Agatha, das offenbar um ihren verstorbenen Paten oder Götti trauert.

In erster Linie tröstet das lyrische Ich Agatha und versucht, ihr die Angst vor dem Tod zu nehmen. Zu diesem Zweck wird der Tod als natürlicher Ende des Lebens dargestellt, das mit Krankheit, Kummer und menschlichen Fehlern verbunden ist, und als Beginn einer friedlicheren Existenz, befreit von Versuchungen und Konflikten. Der tote Pate scheint gegenüber Agatha frohe Gefühle zu hegen und der Tonfall des lyrischen Ichs suggeriert, dass sie sich wiedersehen werden, möglicherweise im Himmel. Der Aufruf ans lyrische Ich, dass auch Agatha einmal sterben wird, rundet das Gedicht ab.

In formeller Hinsicht besteht das Gedicht aus 32 Versen, die in einem lockeren alternierenden Reim gehalten sind. Es hat eine deutliche rhythmische Struktur, die dem ernsten Inhalt eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Das Gedicht ist in alemannischer Mundart verfasst und illustriert damit weitere globale Ambitionen des Autors, der sich mit regionalen Sprachen und Dialekten auseinandersetzte. Die Sprache ist anschaulich und emotional, aber zugleich klar und einfühlsam, um das sensible Thema des Todes zugänglich zu machen.

Zusammengefasst ist „Agatha an der Bahre des Paten“ ein stark emotionalgeladenes Gedicht, das den Tod als einen normalen Teil des Lebens präsentiert und versucht, die Angst und Trauer um einen geliebten Menschen zu lindern. Dabei nutzt es die Form des Dialogs, einfache Sprache und den regionalen Dialekt, um eine vertraute und heimische Atmosphäre zu schaffen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Agatha an der Bahre des Paten“ des Autors Johann Peter Hebel. Der Autor Johann Peter Hebel wurde 1760 in Basel geboren. Zwischen den Jahren 1776 und 1826 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 209 Worte. Die Gedichte „Der Knabe im Erdbeerschlag“, „Der Käfer“ und „Der Mann im Mond“ sind weitere Werke des Autors Johann Peter Hebel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Agatha an der Bahre des Paten“ weitere 60 Gedichte vor.

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