Die glückliche Frau von Johann Peter Hebel

Erhalt mer Gott mi Friedli!
Wer het, wer het e brävere Ma,
und meld si eini, wenn si cha!
Er sizt so gern bi siner Frau,
und was mi freut, das freut en au;
und was er seit, und was er tuet,
es isch so lieblig und so guet.
Wie sieht er nit so gattig us
in sine Locke schwarz und chrus,
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mit sine Backe rot und gsund,
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und mit de Gliedere stark und rund!
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Und wenn mi näumis plogt und druckt,
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und wenn e Weh im Herze zuckt,
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und denk i wieder an mi Ma,
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wie lacht mi nit der Himmel a!
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Erhalt mer Gott mi Friedli!
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Erhalt mer Got mi Gütli!
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I ha ne Garte hinterm Hus,
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und was i bruuch, das hol i drus.
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Im Feld in feiste Fure schwankt
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der Halm, an warme Berge hangt
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der Trübel, und im chleine Hof
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regiere Hühner, Gäns und Schof.
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Was bruuchi, und was hani nit?
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Frog, was de weisch, lueg, wo de witt!
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Und wemme meint, 's well Mangel cho,
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isch Gottes Sege vorem do.
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Und wenn der Friedli müed und still
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vom Acker chunnt und z'Obe will,
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se stoht mit Chümmi, rein und frisch,
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e guete Ziger uffem Tisch.
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Im grüne Chrüsli stoht der Wi,
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i lueg en a, und schenk em i;
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druf trinkt er, und es schmeckt em guet,
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und füllt em 's Herz mit Chraft und Muet.
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Erhalt mer Gott mi Gütli!
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Erhalt mer Gott mi Stübli!
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Es isch so heiter und so nett,
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as wenn's en Engel zimmert hätt,
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und puzt, aß wenn's e Chilchli wär,
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und wo me luegt, isch's niene leer.
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Jo weger, und wenn's blizt und chracht,
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und wie mit Chüblen abe macht,
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wenn usem Nebel fücht und chalt
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der Riesel an de Fenstere prallt,
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und wenn no Wiehnecht chalt und rot
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der Jänner uf de Berge stoht,
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und duftig an de Bäume hängt,
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und Brucken übers Wasser sprengt,
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und wenn der Sturmwind tobt und brüllt,
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und 's Dolder ab den Eiche trüllt,
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isch's Stübli bheb und warm und still,
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turnier' der Sturm, so lang er will.
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Erhalt mer Gott mi Stübli!
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Doch will mer Gott mi Friedli neh,
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und chani nit, und mueß en ge,
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sollsch, Chilchhof, du mi Gütli si,
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und bauet mer e Stübli dri.
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Erhalt mer Gott mi Friedli!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.6 KB)

Details zum Gedicht „Die glückliche Frau“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
59
Anzahl Wörter
382
Entstehungsjahr
1760 - 1826
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die glückliche Frau“ wurde von Johann Peter Hebel verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1760 bis 1826 lebte. Es lässt sich somit der Epoche der Romantik zuordnen.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht eine Ode an das häusliche Glück und die Einfachheit des Lebens auf dem Land. Der Autor benutzt den Lokal-Dialekt seiner Heimat, was einen zusätzlichen Charme und Authentizität zum Text bringt.

Das lyrische Ich im Gedicht ist eine Frau, die ihren Frieden und ihre Zufriedenheit im Alltag zum Ausdruck bringt. Sie reflektiert ihre Liebe und Bewunderung für ihren Mann („Friedli“), die Freude an ihrer eigenen Fähigkeit, ihren Haushalt zu führen, und das Glück und die Sicherheit, die sie in ihrem eigenem Zuhause findet. Auffallend ist, dass das lyrische Ich immer wieder um den Erhalt der von ihr geschätzten Dinge bittet. Sie wertschätzt dabei sowohl den Mann an ihrer Seite als auch ihr Eigentum und den eigenen Hausstand.

Formal ist das Gedicht in Versen verfasst, ohne ein durchgehendes Reimschema, wohl aber mit einer durchgehenden, ausdrucksstarken Rhythmik. Hebel benutzt eine Volkssprache in einer Bildhaftigkeit, die die Schönheit und Einmaligkeit des gewöhnlichen, ländlichen Lebens hervorhebt. Das Gedicht ist von starken Bildern geprägt – das strahlende Gesicht des Mannes, der reiche Garten hinter dem Haus und das heitere, liebevoll geordnete Stübli sind Beispiele dafür.

Sprachlich verwendet Hebel einen Dialekt, der die regionale Zugehörigkeit des lyrischen Ichs unterstreicht und für den Leser eine Atmosphäre der Vertrautheit und Nähe schafft. Die Wiederholung der Bitte „Erhalt mer Gott…“ am Anfang der Strophen wirkt wie ein Refrain, der die beständige Dankbarkeit und die Furcht vor Verlust zum Ausdruck bringt.

Abschließend ist zu sagen, dass Hebels „Die glückliche Frau“ ein einfühlsames Porträt des häuslichen Glücks darstellt, das den Wert des Alltäglichen und Häuslichen hervorhebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die glückliche Frau“ ist Johann Peter Hebel. Der Autor Johann Peter Hebel wurde 1760 in Basel geboren. Zwischen den Jahren 1776 und 1826 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 382 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 59 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Peter Hebel ist auch der Autor für Gedichte wie „Agatha, an der Bahre des Pathen“, „An Herrn Geheimerath v. Ittner“ und „Auf den Tod eines Zechers“. Zum Autor des Gedichtes „Die glückliche Frau“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.

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