Auf die Insel bei Odelshofen von Johann Peter Hebel

Zeig, Jumpfere us em Oberland,
mit diner Harpfen in der Hand,
flicht di Zirinkechranz ins Hoor,
leg 's Halstuech a us Silberflor,
chumm, sing e Liedli so und so!
De chasch nit viel. Mer wisse's scho.
Findsch echt der Weg ins Unterland?
Der Schwarzwald blibt uf rechter Hand,
mit sine Firste hoch und lang,
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und 's Wasser links, 's goht au di Gang,
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und obe Himmel rein und blau,
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und unte frische Morgetau.
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Doch wenn de n'über d'Chinzig gohsch,
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und z'Offeburg am Scheidweg stohsch,
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's goht links di Weg, und denk mer dra,
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jez goht di d'Bergstroß nüt meh a.
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Lueg um di! Siehsch kei Insle do?
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»O bhüet is Gott, do isch sie jo.«
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Wie isch das Inseli so nett,
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as wenn's en Engel zirklet hätt,
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as wenn's si eige Gärtli wär!
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Wie badet's in sim chleine Meer!
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Wie badet's in sim Bluemeduft,
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und sunnt si in der reine Luft!
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's treit menge Her e Stern am Band,
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het Geld wie Laub, und Lüt und Land;
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er ißt Pastete, Fleisch und Fisch,
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e goldne Bueb stoht hinterm Tisch;
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es fehlt em nüt. Frog, was de witt!
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Doch so ne Plätzli het er nit.
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Und heig er au; was isch derno?
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Ihm singe d'Vögeli doch nit froh,
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ihm blüeihe d'Blüemli nit so blau,
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der Nachtluft weiht em nit so lau.
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's chunnt nit uf Luft und Vögel a,
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me mueß es in em selber ha.
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Ne frohe Sinn, e lustig Bluet,
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in Freud und Leid e guete Muet;
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und wemme binenander sitzt,
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und d'Freud eim us den Auge glitzt,
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sel will en ander Röckli ha,
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im gstickte Gala goht's nit a.
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Bim Bluest, dört chömme Herelüt!
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Sing herzhaft furt, sie tüen der nüt.
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Sag: »Grüeß ich Gott, und mach ich froh
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in euem nette Pärkli do«;
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und wenn sie bi der dure göhn,
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gang usem Weg und neig di schön.
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»Se grüeßich Gott und mach ich froh,
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in eurem nette Gärtli do,
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und spar ich gsund Johr i, Johr us,
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o schenket mer e Bluemli drus.
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I flicht mer's in d'Zirinken i,
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es soll mi fürnehmst Blüemli si.
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Frau Sunne, was i z'bitte ha,
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lueg lieb und süeß das Plätzli a,
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und wärm's frei wohl und tränk's mit Lust
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us diner süeße Muetterbrust.
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Mer sin zwor nit elleinig do,
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doch hen die andren au dervo.
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Her Vollmo', und was d'Nacht erhellt,
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wenn d'Sunne schloft im stille Zelt,
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i will ich's au bifohle ha;
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und luegt e Chnab si Schätzli a,
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und wenn's em au ne Schmützli git,
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sind still derzue; verrotet's nit.«
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Jez, Jumpfere mit dim Harpfespiel,
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mach, aß de furt chunnsch! Z'viel isch z'viel,
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und chunnsch mer heim im Obedrot,
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und 's frogt di eis: Woher so spot?
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Se sag's, und rüehm's frei do und dört,
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und halt di redli. Hesch mer's ghört?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.6 KB)

Details zum Gedicht „Auf die Insel bei Odelshofen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
72
Anzahl Wörter
464
Entstehungsjahr
1760 - 1826
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf die Insel bei Odelshofen“ wurde vom Johann Peter Hebel geschrieben, einem berühmten deutschen Dichter und Schriftsteller des 18. und 19. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick fällt die ungewohnte Sprache auf, die an verschiedene Dialekte oder ältere Formen der deutschen Sprache erinnert. Diese ungewohnte sprachliche Darstellung könnte auf einen Versuch des Autors hinweisen, eine bestimmte Atmosphäre oder einen bestimmten kulturellen Hintergrund zu vermitteln oder abzubilden.

Das Gedicht erzählt die Geschichte einer jungen Frau aus dem Oberland, die dazu aufgefordert wird, ihre Heimat zu verlassen und die Insel bei Odelshofen zu besuchen. Das lyrische Ich beschreibt ausführlich den Weg zur Insel und die Schönheiten der Landschaft, bevor sie die junge Frau dazu ermutigt, die Besitzer der Insel zu begrüßen und ihnen ein Lied zu singen. Im Laufe des Gedichts wird auch die Unterscheidung zwischen materiellem Wohlstand und dem wahren Wert von Glück und Zufriedenheit deutlich und herausgestellt.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in Versen geschrieben und zeigt eine ausgeprägte rhythmische Struktur. Der Dialekt oder die ältere Sprachform, in der das Gedicht verfasst wurde, trägt zur Schaffung einer einzigartigen Atmosphäre bei, die es dem Leser ermöglicht, sich in die Zeit und den Ort der Handlung hineinzuversetzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Auf die Insel bei Odelshofen“ ein detailliertes und lebendiges Bild von einer ländlichen Landschaft und dem Leben ihrer Bewohner zeichnet, und dass es eine tiefe Botschaft über den Wert von Glück und Zufriedenheit im Vergleich zu materiellem Wohlstand vermittelt. Es ist ein Beispiel für die Erzählkunst und das sprachliche Geschick von Johann Peter Hebel.

Weitere Informationen

Johann Peter Hebel ist der Autor des Gedichtes „Auf die Insel bei Odelshofen“. 1760 wurde Hebel in Basel geboren. Im Zeitraum zwischen 1776 und 1826 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 72 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 464 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Peter Hebel sind „Das Hexlein“, „Das Liedlein vom Kirschbaum“ und „Der Bettler“. Zum Autor des Gedichtes „Auf die Insel bei Odelshofen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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