Der sterbende Soldat von Karl Kraus

Hauptmann, hol her das Standgericht!
Ich sterb’ für keinen Kaiser nicht!
Hauptmann, du bist des Kaisers Wicht!
Bin tot ich, salutier’ ich nicht!
 
Wenn ich bei meinem Herren wohn’,
ist unter mir des Kaisers Thron,
und hab’ für sein Geheiß nur Hohn!
Wo ist mein Dorf? Dort spielt mein Sohn.
 
Wenn ich in meinem Herrn entschlief,
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kommt an mein letzter Feldpostbrief.
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Es rief, es rief, es rief, es rief!
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Oh, wie ist meine Liebe tief!
 
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Hauptmann, du bist nicht bei Verstand,
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daß du mich hast hieher gesandt.
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Im Feuer ist mein Herz verbrannt.
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Ich sterbe für kein Vaterland!
 
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Ihr zwingt mich nicht, ihr zwingt mich nicht!
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Seht, wie der Tod die Fessel bricht!
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So stellt den Tod vors Standgericht!
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Ich sterb’, doch für den Kaiser nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Der sterbende Soldat“

Autor
Karl Kraus
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
126
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der sterbende Soldat“ wurde von Karl Kraus verfasst, einem Schriftsteller und Herausgeber der Zeitung „Die Fackel“, der von 1874 bis 1936 lebte. Er war ein scharfer Kritiker des Ersten Weltkrieges, was sich auch in diesem Gedicht widerspiegelt, das daher vermutlich in dieser Zeit entstanden ist.

Das Gedicht hinterlässt einen starken Eindruck von Auflehnung und Widerstand. Der Soldat stirbt, aber er weigert sich, für den Kaiser oder das Vaterland zu sterben. Er erkennt die Autorität des Hauptmanns und des Kaisers nicht an und stößt sie zurück. Seine Worte sind rebellisch und trotzig, selbst im Angesicht des Todes.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um den Widerstand des sterbenden Soldaten gegen die Autoritäten, die ihn in diesen Zustand gebracht haben. Er verweigert den Gehorsam gegenüber dem Hauptmann und dem Kaiser und statt der Loyalität zum Vaterland betont er seine Liebe und Sehnsucht nach seinem Heimatdorf und seiner Familie. Seine tiefe Wut und Verzweiflung zeigen sich in seiner Ablehnung des Kaisers und des Krieges.

Das lyrische Ich will ausdrücken, dass es nicht bereit ist, sein Leben für eine Sache zu opfern, die es als ungerecht und sinnlos sieht. Es rebelliert gegen den Krieg und die Zwänge des Militärs und behält seine Menschlichkeit und Würde, indem es seine Bindungen an seine Heimat und seine Familie betont.

Das Gedicht ist in fünf vierzeilige Strophen unterteilt, was ihm eine klare und präzise Form verleiht. Die Sprache ist einfach und direkt, voller direkter Anreden und kurzer, kraftvoller Aussagen. Der Gebrauch von Ausrufen und Wiederholungen unterstreicht die Emotionen und die Dringlichkeit der Botschaft des lyrischen Ichs. Trotz der Einfachheit und Direktheit der Sprache ist das Gedicht kraftvoll und bewegend in seiner Botschaft von Widerstand und menschlicher Würde.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der sterbende Soldat“ ist Karl Kraus. Im Jahr 1874 wurde Kraus in Jičín (WP), Böhmen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 126 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere Werke des Dichters Karl Kraus sind „Abenteuer der Arbeit“, „Absage“ und „Abschied und Wiederkehr“. Zum Autor des Gedichtes „Der sterbende Soldat“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 61 Gedichte vor.

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