Der sterbende Douglas von Theodor Fontane
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Die Heere stießen an einander; der Tag ist heiß, der Himmel finster, |
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Vom Hufschlag dröhnt weithin die Haide, roth tropft der Thau vom schwarzen Ginster; |
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Es blickt die schottische Maria von nahen Schlosses Fensterbrüstung, |
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Ihr Auge haftet auf dem Kampfe, doch in dem Kampf auf Einer Rüstung. |
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Dem jungen Douglas folgt ihr Auge; sie fühlt ihr Herze höher schlagen, |
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Er ist’s, der sechszehnjährige Knabe, der aus dem Kerker sie getragen, |
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Er ist’s, der ihr ein Heer geworben, und durfte doch um Eins nicht werben, |
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Drum wirbt er jetzt um seinen Frieden und um das Glück für sie zu sterben. |
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Wen tragen aus dem Kampfgetümmel sie dort auf zweiggeflochtner Bahre, |
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Das Antlitz weiß, und schwarz die Rüstung und roth von Blut die blonden Haare?! |
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Der Douglas ist’s: Erfüllung wurde des Hoff nungslosen einzgem Hoffen, |
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Es hat ein Schwert von Murray’s Mannen in’s tiefste Leben ihn getroffen. |
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Da liegt er, auf gewirktem Teppich, jetzt an des alten Schlosses Stufen, |
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Maria neigt sich zu ihm nieder, ein Priester wird herbeigerufen, |
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Der reicht den Kelch ihm unter Thränen, Er aber segnet diese Stunde, |
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Hätt’ langsam sonst verbluten müssen an seines Herzens stiller Wunde. |
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Die Brust wird kalt, es stockt sein Athem, sein Auge scheint vom Tod geschlossen, |
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Maria küßt die bleiche Stirne, die schon so frühe Ruhm genossen: |
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Da spielt um seinen Mund ein Lächeln, aufglimmt ein letzter Lebensfunken, |
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Dann ist er in Maria’s Arme zu tiefstem Schlaf zurückgesunken. |
Details zum Gedicht „Der sterbende Douglas“
Theodor Fontane
5
20
241
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der sterbende Douglas“ wurde von Theodor Fontane verfasst, der zwischen 1819 und 1898 gelebt hat. Diese Lebensdaten platzieren ihn dementsprechend in die Epoche des Realismus, in der er als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter gilt.
Bereits beim ersten Lesen fallen die melodramatischen und tragischen Elemente dieses Gedichts auf. Sie vermischen sich mit einer Romantik, die typisch zu sein scheint für die meisten männlichen Autoren des Realismus, die die Liebe oft bedingungslose Selbstaufgabe oder sogar Selbstzerstörung beschreiben.
Das Gedicht handelt inhaltlich von einer Schlacht, und insbesondere vom Tod des jungen Kriegers Douglas, der für Maria, die schottische Königin, stirbt. Douglas hat sich in einer vergangenen Situation als Held und Retter für Maria bewiesen und sie aus dem Gefängnis befreit. Seine Liebe zu Maria, die er aufgrund ihrer Stellung nicht ausleben durfte, wird sein Verhängnis. Er kämpft für sie und ihre Freiheit, stirbt jedoch tragisch auf dem Schlachtfeld. Der Moment seines Todes und das folgende Leid Marias bildet den Höhepunkt des Gedichts.
Aus der Perspektive des lyrischen Ichs wird eine tiefe Zuneigung zu Douglas und Mitgefühl für Maria ausgedrückt. Die ganze Tragik und der Schmerz, den sowohl Maria als auch Douglas durchleben müssen, kommt hier zum Ausdruck. Es wird dabei betont, dass Douglas selbst mit seinem Tod letztendlich für etwas gestorben ist, was ihm wichtig war: die Liebe für Maria und das Streben nach Frieden.
Die Form des Gedichtes ist streng und klassisch. Jede der fünf Strophen besteht aus vier Versen. Der Reim wechselt zwischen Paarreimen und Kreuzreimen. Beispielsweise sind die ersten beiden Strophen im Paarreim gehalten: ABAB. Diese strenge Form unterstreicht die Dramatik und die Ernsthaftigkeit der Situation. Die Sprache des Gedichtes ist ebenso klassisch und pathetisch, mit vielen bildhaften Metaphern und Symbolen. So wird beispielsweise Douglases Tod mit einem „tiefsten Schlaf“ beschrieben, und die blutige Schlacht wird durch die Darstellung von „rotem Tau“ und „schwarzem Ginster“ veranschaulicht. Die Pathetik und Dramatik der Sprache stellt die tragischen Ereignisse in den Vordergrund und erlaubt es dem Leser, sich in die Gefühle der beteiligten Figuren hineinzuversetzen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der sterbende Douglas“ ist Theodor Fontane. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 241 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der sterbende Douglas“ weitere 214 Gedichte vor.
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