Der ousgschaubat Kogaflicker von Michel Buck

Sobald i s Moul zum Schwätza netz
Und d Brilla uff mei’ Stirna setz,
So sait ma’ glei: „O sei doch still!“
Des hôt mi hät und thuat mer waih,
Daß mi a’fanga neamad maih
Im ganza Fleacka haira will.
 
Jeatz frôg i nu’, verstanda, Leut:
Wear hôt ui älli Zoicha deutt?
Da Brand hia glöscht und s Bluata bstellt,
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Aell siebanasiebazg Fiaber büaßt?
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Wea haunt ihr suscht vo weitem grüaßt,
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Weam haunt er suscht denn z Aihra gschnällt?
 
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Wear hôt ui da Grattel gauh’,
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Füar d Waza und füar d Oisa thau’,
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Da Hôrwurm und da’n Aeras tait,
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Der Böuri gholfa abam Gschoß,
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Em alta Boura nouf uffs Roß,
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Und d Krankata ins Wasser trait?
 
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Wear hôt, so oft ischt jeabbas gschea,
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Ui glei di beschti Tränkla gea,
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Au gholfa mit der Semperthie?
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Wea’ haunt er ghätt glei bei der Hand,
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Wenn uire Boinar gwicha sand,
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Wea’n andrischt, bstauhnts nu’ ei’, aß mi?
 
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Wenn uiri dürri Rufakind
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Aß wia der Kuahschwanz gwahsa sind,
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Wear hôt denn dia zum Grona brôcht?
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Isch it der Kogaflicker gsei’?
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Sind iahr noh Leut, nôch bstauhnt ers ei’, –
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Und jetza weari so verschmôcht,
 
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Und grauß und klei’, des kommt mer so
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Und sait: „sei still!“ und lachat noh,
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Nu’ weil a Dokter kommt ins Gäu,
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Wo ui gstudiarti Bolla geit
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Und mi zum alta Einsa keit!
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O d Wealt ischt schleacht, ma’ glaubt nix maih!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Der ousgschaubat Kogaflicker“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
234
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der ousgschaubat Kogaflicker“ ist von Michel Buck, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1832 bis 1888 lebte. Anhand des Datums lässt sich dieses Gedicht dem 19. Jahrhundert, genauer der Epoche des Realismus, zuordnen.

Bereits der Titel und erste Eindruck des Gedichts verweist auf eine stark regionale, in diesem Fall schwäbische Prägung. Es erzeugt den Eindruck einer lebendigen, volkstümlichen und auch humorvollen Atmosphäre.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um einen Dorfschmied oder Handwerker (den „Kogaflicker“), der sich darüber beklagt, dass er in seiner Gemeinde nicht mehr den gebührenden Respekt und Anerkennung erhält, seit ein studierter Doktor in das Dorf gekommen ist. Der Handwerker sieht sich selbst als wichtiger Teil des Dorflebens, der viel Gutes geleistet hat und nun übergangen wird. Dabei stellt er durch seine Fragen seine Rolle und Bedeutung für das Dorf heraus.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus sechs Strophen mit jeweils sechs Versen. Es weist einen einfachen Reim auf und verwendet eine flapsige, umgangssprachliche Sprache mit vielen dialektalen Ausdrücken. Das Gedicht ist in direkte Rede gesetzt, was dem Handwerker eine sehr persönliche Stimme gibt. Das lyrische Ich ist klar identifizierbar und sehr präsent.

Die Sprache des Gedichts ist charakterisiert durch den Schwäbischen Dialekt des Autors. Dies verleiht dem Text zusätzlich eine sehr individuelle, authentische Note und macht das Gedicht zu einem lebendigen Ausdruck regionaler Identität. Es spiegelt sowohl die Sorgen und Nöte als auch den Stolz und die Würde des Handwerkers wider.

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Gedicht eine Hommage an das traditionelle Handwerk und das ländliche Leben im Allgemeinen ist. Es thematisiert den Wandel der Zeit und die Verdrängung alter Berufe und Traditionen durch das Aufkommen neuer, gebildeter Schichten und die fortschreitende Modernisierung. Dabei wird deutlich, dass der Autor eine kritische Haltung gegenüber dieser Entwicklung einnimmt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der ousgschaubat Kogaflicker“ des Autors Michel Buck. Buck wurde im Jahr 1832 in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Im Jahr 1888 ist das Gedicht entstanden. Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus oder Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 234 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Michel Buck sind „Am sechsta Meza anna 83ge“, „An der Gmoi’dszuga“ und „Auf den Tod meines lieben Söhnleins Hermann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der ousgschaubat Kogaflicker“ weitere 56 Gedichte vor.

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