Der mir viel Leid antat von Joachim Ringelnatz
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Ich verfluche dich nicht. |
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Ich denke nicht mehr an Rache. |
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Ich suche, ob in deinem Gesicht |
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Die Reue erwache. |
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Du hast unsere Freundschaft kalt gemacht, |
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Um Geld zu gewinnen. — |
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Meine Fäuste sind nicht mehr geballt. |
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Mir kannst du entrinnen, |
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Doch nicht der Vergeltung. — |
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Meinst du, daß du glücklich bist, |
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Weil du dir siegreich erscheinst? |
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Du!?! — Das Schicksal stellt jedem Frist. |
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Noch, noch ist Möglichkeit, |
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Daß du der Vergeltung entrinnst. |
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Wenn du dich selbst besinnst, |
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Zurückgibst. Und rein beginnst. |
Details zum Gedicht „Der mir viel Leid antat“
Joachim Ringelnatz
5
16
78
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das behandelte Gedicht trägt den Titel „Der mir viel Leid antat“ und stammt von dem deutschen Lyriker und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies stellt eine zeitliche Einordnung in die Epoche der literarischen Moderne dar, genauer in die Weimarer Republik und der Anfangszeit des Nationalsozialismus in Deutschland.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ernst und nachdenklich. Es lässt vermuten, dass das lyrische Ich eine tiefe Enttäuschung und Verletzung durch eine nahestehende Person erlebt hat, die offenbar aus Habgier gehandelt hat.
Inhaltlich behandelt das Gedicht die schmerzliche Erfahrung des lyrischen Ichs, von einer einst geschätzten Person verraten worden zu sein. Das lyrische Ich durchlebt dabei verschiedene Emotionen: Von Wut und Rachegefühlen hin zu einem Zustand des friedlichen Loslassens, in welchem es das Ungeschehene in die Hände des Schicksals bzw. einer höheren Gerechtigkeit legt. Dabei bleibt ihm eine leise Hoffnung, dass der Verräter zu einem reumütigen Einsichten gelangt, sein Unrecht büßt und einen ehrlichen Neuanfang wagt.
Die Sprache des Gedichts ist klar und direkt, ohne viel metaphorischen Schmuck. Der Ausdruck ist eher sachlich als emotional, was die innere Stärke und die Entscheidung des lyrischen Ichs zum Verzeihen unterstreicht. Formtechnisch variiert Ringelnatz die Anzahl der Verse von Strophe zu Strophe. So entsteht keine gleichmäßige Struktur, was ein Spiegelbild des aufgewühlten Innenlebens des lyrischen Ichs sein könnte.
Zusammenfassend handelt es sich bei Ringelnatz‘ Gedicht um eine lyrische Auseinandersetzung mit Verrat, Enttäuschung und der Fähigkeit zu vergeben. Die Verschiedenheit von Form und Inhalt machen das Werk zu einem eindringlichen Plädoyer für die Macht des Verzeihens und die Hoffnung auf persönliche Weiterentwicklung, selbst nach schweren Fehltritten.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der mir viel Leid antat“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 78 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der mir viel Leid antat“ weitere 560 Gedichte vor.
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