Am Näherahm, für Wilhelm von Luise Hensel

In früher Morgenstunde
Web' ich mit stillem Sinn
Auf rosig zartem Grunde
Manch frisches Blättlein hin.
 
Ich webe still und wende
Den Blick nicht von der Hand;
Denn Mägdleins fleiß'ge Hände,
Die wirken Liebespfand.
 
Und die betrübten Augen,
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Die tauen Zähren drauf,
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Die zarten Fäden saugen
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Nicht all die Perlen auf.
 
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Nun ist' recht anzusehen,
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Als ob im Morgenschein
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Die Taueströpflein stehen
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Auf grünen Blättern fein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Am Näherahm, für Wilhelm“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1798 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Näherahm, für Wilhelm“ ist von Luise Hensel, eine deutsche Dichterin des 19. Jahrhunderts. Zeitlich einzuordnen ist es in die Epoche des Biedermeiers, die durch strenge Gesellschaftsordnung und gesellschaftliche Rückzugstendenzen geprägt ist.

Beim ersten Lesen entsteht ein Bild der stillen, konzentrierten Arbeit, wo das lyrische Ich im Morgengrauen am Webstuhl sitzt und sorgfältig jedes Blatt auf einem rosa Hintergrund webt. Es entstehen Assoziationen von Heimarbeit, Fleiß, Liebe und Treue.

Im Inhalt des Gedichtes beschreibt das lyrische Ich die Tätigkeit des Webens in den frühen Morgenstunden, wo es auf einem filigranen rosa Grund frische Blätter hineinwebt, während es ihren Blick stetig auf die Hände gerichtet hält. Diese monotonen, fleißigen Hände werden als ein Ausdruck von Liebe gesehen. Das lyrische Ich berichtet von betrübten Augen und Tränen, die auf die zarten Fäden fallen und nicht alle von ihnen aufgesogen werden kann, was eine melancholische und traurige Stimmung hervorruft. Schließlich wird ein Bild von Morgentau auf grünen Blättern erzeugt, was sehr poetisch und naturverbunden wirkt.

Das Gedicht mit seinen gewählten Symbolen und Naturmotiven bringt Gefühle von Liebe und Traurigkeit zum Ausdruck und deutet auf eine unerfüllbare Sehnsucht des lyrischen Ichs hin, möglicherweise hält es diese Arbeit für eine geliebte Person, was vermutlich Wilhelm ist, ab.

Betrachtet man die Form und Sprache des Gedichts, so ist es in vier Vierzeilern gehalten, in denen jeweils das Reimschema ABAB vorliegt. Die Sprache ist schlicht und klar mit einer gewissen Emotionalität und bildhaften Metaphorik. Die Weberei, das Morgengrauen und die Handarbeit sind ständige Motive, die das Geschehen konkretisieren und visualisieren helfen. Auch der einprägsame Rhythmus trägt zur Atmosphäre des Gedichts bei und zeugt von einer Professionalität der Dichterin.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Am Näherahm, für Wilhelm“ der Autorin Luise Hensel. Hensel wurde im Jahr 1798 in Linum geboren. Im Zeitraum zwischen 1814 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 66 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke der Dichterin Luise Hensel sind „Nach Ihm nur einzig streben“, „Süßer Jesus, kehre wieder“ und „Soll mir Jesus liebevoll sich zeigen“. Zur Autorin des Gedichtes „Am Näherahm, für Wilhelm“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.

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