Der kleine ›Dráteník‹ von Rainer Maria Rilke

Kommt so ein Bursche, ein junger,
Mausfallen, Siebe am Rücken,
mir durch Gassen und Brücken:
»Herr, ich hab ›türkischen Hunger‹.
 
Nur einen Krajcar, nur einen
für ein Stück Brot, milost’ pánků!«
Da! – Und er stammelt mir Dank zu,
doch läßt nicht Ruh er den Beinen.
 
Lebt nicht von bloßem Gelunger. –
10 
Riecht an den Türen den Braten
11 
und muß die Pfannen doch drahten –
12 
leer: – das macht ›türkischen Hunger‹.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der kleine ›Dráteník‹“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literatur. Rilke lebte von 1875 bis 1926, das Gedicht ist also vermutlich dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert zuzuordnen.

Bei der ersten Durchsicht des Gedichtes fällt auf, dass es von einem Jungen erzählt, der durch die Straßen zieht und augenscheinlich bettelt. Er ist hungrig und trägt Gegenstände bei sich, die auf eine Tätigkeit als Handwerker oder Straßenverkäufer hinweisen könnten, wie Mausfallen und Siebe.

In Bezug auf den Inhalt geht es in Rilkes Gedicht um einen jungen Handwerker, möglicherweise einen Tischler oder Schmied, der durch die Straßen streift und bettelt. Er ist hungrig (im Gedicht wird von „türkischem Hunger“ gesprochen) und bittet um ein Stück Brot. Trotz der Tatsache, dass er Arbeitet und von den Häusern, an denen er vorbeizieht, den Duft von Essen wahrnimmt, bleibt sein Hunger ungestillt.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine soziale Kritik zu sein. Es zeigt die harte Realität eines armen Jungen auf, der trotz harter Arbeit Hunger leidet und betteln gehen muss. Der Begriff „türkischer Hunger“ ist möglicherweise als Metapher zu verstehen und könnte auf eine extreme Form des Hungers oder auf die prekären Zustände in der Türkei zur Zeit Rilkes hinweisen.

Auf sprachlicher Ebene verwendet Rilke einfache Worte und kurze Sätze, um das Gedicht einfach und verständlich zu halten. Er setzt auf wiederkehrende Phrasen („türkischer Hunger“, „nur einen Krajcar“), um die Aussagekraft des Gedichtes zu verändern und den Fokus auf den Hunger des Jungen zu legen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Reimstruktur ist einfach gehalten und folgt meist einem Kreuzreim (abab-cdcd). Der Rhythmus ist fließend und unaufgeregt, was das beschriebene Szenario unterstreicht. Der Gebrauch von direkter Rede verstärkt die Intimität und Unmittelbarkeit des Geschehens.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der kleine ›Dráteník‹“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 67 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Zum Autor des Gedichtes „Der kleine ›Dráteník‹“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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