Der junge Bildner von Rainer Maria Rilke

Ich muß nach Rom; in unser Städtchen
kehr ich aufs Jahr mit Ruhm zurück;
nicht weinen; sieh, geliebtes Mädchen,
ich mach in Rom mein Meisterstück.
 
Er sprachs; dann zog er fort im Rausche
durch jene Welt, die er erhofft;
doch war ihm, seine Seele lausche
auf einen innern Vorwurf oft.
 
Die Unrast trieb ihn heim, die arge:
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Er bildete mit nassem Blick
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sein armes, fahles Lieb im Sarge,
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und das – das war sein Meisterstück.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der junge Bildner“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der junge Bildner“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem bedeutenden Vertreter der literarischen Moderne Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts.

Bereits beim ersten Lesen des Textes lässt sich eine Geschichte ausmachen, die wie ein Drama aufgebaut wirkt: Ein junger Künstler, sogleich Titelgebend für das Gedicht, verlässt seine Heimat und geliebte Person mit dem Ziel, in Rom, einem der damaligen Zentren der Kunstszene, sein Meisterstück zu schaffen.

Der Inhalt des Gedichts erzählt die Geschichte eines jungen Bildhauers, der seiner Geliebten voller Optimismus und Hoffnung verspricht, im kommenden Jahr mit Ruhm aus Rom zurückzukehren. Doch in Rom wird er von inneren Vorwürfen und heftiger Unruhe heimgesucht, was ihn schließlich zurück in die Heimat treibt. Dort angekommen, erschafft er aus traurige Inspiration und Trauer sein Meisterstück: Die Darstellung seiner geliebten Person im Sarge. Es lässt sich interpretieren, dass sie während seiner Abwesenheit gestorben ist.

In Bezug auf die Form des Gedichts fallen zuerst die drei Vierzeiler auf, durch die das Gedicht in klare Abschnitte geteilt wird. Rilke hat sich hier also für eine klassische Formensprache entschieden.

Sprachlich bewegt sich das Gedicht auf einem hohen Niveau, typisch für Rilke, dem es gelingt, komplexe Emotionen und Geschichten in wenigen Versen darzustellen. Die Wahl der Worte wie „nass“, „fahl“ oder „Unruhe“ ebnet den Weg für die dramatische Wendung am Ende des Gedichts und schafft eine melancholische Atmosphäre.

Abschließend kann man sagen, dass Rilke in „Der junge Bildner“ das menschliche Trachten nach Ruhm und Erfolg und seine potenziell tragischen Konsequenzen thematisiert, indem er das Schicksal eines jungen Künstlers schildert, dessen Träume und Hoffnungen letztlich in Trauer und Schmerz enden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der junge Bildner“ des Autors Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1891 bis 1926 entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“. Zum Autor des Gedichtes „Der junge Bildner“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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