An die Herzogin Amalia in Rom von Johann Gottfried Herder

An die Herzogin Amalia in Rom,
als sie wünschte, Herder möchte Cardinal in Rom sein
 
Der Purpur, den, o heldenmüth'ge Fürstin,
Der rothe Schmuck, den Du mir gütig gönnest,
War wol des Wunsches werth; doch höre, Fürstin,
Wie er allein jetzt meine Wünsche reize!
 
Einst zu der Römer, zu der Griechen Zeiten
War er der Schmuck der Sieger und der Helden,
Ein Lohn der Tapfern, den für ihre Tugend
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Die Königin der Länder ihnen reichte.
 
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Es sank ihr Reich, der Werth auch ihres Lohnes,
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Erhabner Werth! und es erblich ihr Purpur:
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Der Schmuck der Helden, der Verdienten, Edlen,
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Ward Beute des Betruges und der Ränke.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An die Herzogin Amalia in Rom“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Herzogin Amalia in Rom“ stammt von Johann Gottfried Herder, einem deutschen Dichter, Übersetzer, Theologen und Geschichts- und Kultur-Philosophen der Weimarer Klassik. Herder lebte von 1744 bis 1803, somit lässt sich das Gedicht in die Zeit der Aufklärung und Empfindsamkeit einordnen, welche in Deutschland von etwa 1720 bis 1800 andauerte.

Auf den ersten Blick fällt die persönliche Anrede der Herzogin Amalia auf, eine Adlige mit der Herder offensichtlich in Beziehung steht. Die poetische Anrede entführt den Leser in einen intimen Dialog zwischen dem lyrischen Ich und der Herzogin. Dabei wird der Wunsch der Herzogin aufgegriffen, dass Herder Kardinal in Rom werden sollte - eine hohe kirchliche Position in der katholischen Kirche.

Die Tatsache, dass Herder ausführlich auf diesen Vorschlag eingeht, geschieht jedoch mit einer gewissen Ambivalenz. Er anerkennt den hohen Wert und die Ehre dieses Amtes symbolisiert durch den „Purpur“ (Vers 3 und 11), der roten Farbe der Kardinalskleidung, und schätzt das großzügige Angebot der Herzogin. Doch zugleich distanziert er sich von diesem Titel und drückt seinen eigenen Wunsch aus, ihn nicht anzunehmen. Grund dafür ist seine Kritik an dem Missbrauch ebendieses Amtes in der katholischen Kirche seiner Zeit.

Das Gedicht ist präzise strukturiert und unterteilt in vier Strophen mit variierender Länge. Es nutzt elegante, klassische Sprache, die zur Ästhetik der Weimarer Klassik passt. Die Diktion ist äußerst gegliedert und gefasst und kontrastiert die sonst bei Herder oft anzutreffende verspielte Romantik. Dennoch ist hier auch die für Herder typische Betonung von Tugend und Moral zu erkennen.

Zusammengefasst zeigt dieses Gedicht Herders diplomatische Ablehnung eines ehrenvollen Angebots wegen seiner moralischen Werte und Überzeugungen. Es bezeugt sein starkes Engagement für soziale Gerechtigkeit und Tugend, ebenso wie seine Kritik an den herrschenden Missständen und Korruption in der Kirche seiner Zeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An die Herzogin Amalia in Rom“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Die Literaturepoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bedeutendsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Autoren der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit erreichen zu können. In der Weimarer Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bedeutendsten Schriftsteller der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Die Gedichte „An den Schlaf“, „An die Freundschaft“ und „Apollo“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Zum Autor des Gedichtes „An die Herzogin Amalia in Rom“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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