Der heilige Spring (Kämpchen) von Heinrich Kämpchen

In den Bergen von Balkhausen,
Dort am schönen Ruhraflusse,
Quillt ein Born aus dem Gesteine
Heute noch mit raschem Gusse. –
 
Ueberdacht von Eichenkronen,
Läßt der Quell vom Bergeshange
Seine Wasser niederrinnen,
Frisch und froh – wer weiß wie lange.
 
Heilig war er einst den Alten,
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Davon gibt die Sage Kunde,
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Und durch Weihspruch zauberkräftig
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Für Gebrestige und Wunde. –
 
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Schlug der Kampf den Kriegern Kerben,
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Traf ein Speerwurf ihre Weichen,
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Trug man sie zum Zauberbronnen
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Unter’m Dach der heil’gen Eichen. –
 
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Und wenn sie vom Blutverluste
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Schon zum Tode lagen nieder,
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Gab ein Trank vom Wunderwasser
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Ihnen doch das Leben wieder. –
 
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Auch den unfruchtbaren Frauen,
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Deren Hoffen schon zerronnen,
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Tranken sie von seinem Nasse,
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Half der kühle, klare Bronnen. –
 
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So vom heil’gen Spring berichten
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Uns die alten Ruhrtalsagen –
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Selber hab’ ich auch gekostet
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Schon von ihm in Maientagen.
 
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Wenn die Berge ich durchstreifte,
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Um der Vorzeit nachzusinnen –
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Mögen lange seine Wasser
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Noch zur Ruhra niederrinnen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Der heilige Spring (Kämpchen)“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
155
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Heinrich Kämpchen, der von 1847 bis 1912 lebte. Das Gedicht „Der heilige Spring“ gehört damit zur späten Epoche des 19. Jahrhunderts und der Übergangszeit ins 20. Jahrhundert, eine Zeit, in der die Naturelemente und -wunder oft im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses standen.

Auf den ersten Eindruck hin macht das Gedicht einen harmonischen und friedvollen Eindruck. Es gibt die Atmosphäre eines heiligen, natürlichen Ortes wieder, der vom lyrischen Ich mit tiefer Ehrfurcht und Respekt behandelt wird.

Das Gedicht handelt von einem historischen Ort, einer Quelle in den Bergen von Balkhausen, und erzählt die Sagen und Geschichten, die sich um diese sogenannte „heilige Quelle“ ranken. Das lyrische Ich erzählt durchweg vom heilenden und lebensspendenden Aspekt dieser Quelle. In den alten Tagen, so das Gedicht, war diese Quelle bei Krankheit, Verwundungen oder Unfruchtbarkeit das Ziel der Menschen und viele Geschichten von Heilungen werden erzählt. Am Ende des Gedichts drückt das lyrische Ich den Wunsch aus, dass der Quell weiterhin existieren möge und seine Wunderwirkungen fortsetzen möge.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in acht Strophen mit je vier Versen unterteilt. Dies erzeugt ein ruhiges, gleichmäßiges Lesetempo und passt zum Thema der allgegenwärtigen Natur und der Kontinuität des Flusses und der Heilungsprozesse. Die Sprache des Gedichts ist bildreich und ausschmückend, wiederum ein typisches Merkmal des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Verse sind durchgängig in einem recht einfachen, leicht verständlichen Deutsch verfasst, was die Vermittlung der Inhalte unterstützt.

In Bezug auf die Interpretation lässt sich sagen, dass der Text eine tiefe Wertschätzung für die Natur und ihre heilenden Kräfte zum Ausdruck bringt. Es zeigt auch den starken Glauben an die Heiligen und die Mythologie jener Zeit. Zusammenfassend ist „Der heilige Spring“ ein romantisches Gedicht, das die Schönheit und das Mysterium der Natur feiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der heilige Spring (Kämpchen)“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Bochum. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 155 Worte. Die Gedichte „Am Weinfelder Maar“, „Am goldenen Sonntag“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Zum Autor des Gedichtes „Der heilige Spring (Kämpchen)“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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