An Olympia von Johann Gottfried Herder

Willkommen aus dem schönen Thale
Beim häuslichen Altar!
Die Freundschaft beut in goldner Schale
Dir froh ihr Opfer dar
Und singt: »Ihr freundlich holdes Leben
Ist Ihr, ist uns zurückgegeben.«
Der Treuen Kreis umschließet Sie,
Und was Sie fühlt, ist Harmonie.
 
Der Sonnen schönste lacht hienieden
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In Seelen-Freundlichkeit;
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Den Menschen ist kein Glück beschieden
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Als in Gefälligkeit.
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Von Herz zu Herzen wird uns Leben
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Und Geist und Kraft zurückgegeben;
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Vom Himmel klingt die Harmonie,
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Und Himmelsseelen bindet sie.
 
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Auf goldnen Flügeln schwingt der Morgen
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Vom Nebel sich empor,
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Verscheucht das Heer geträumter Sorgen
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Und weckt der Sänger Chor.
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Aurorens Anblick macht die Stunden
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Des trägen Winters zu Secunden!
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Ihr Glück ist, sich in Andern freun.
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Du, Du wirst uns Aurora sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „An Olympia“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Olympia“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter und Philosophen des 18. Jahrhunderts. Herder ist vor allem durch seine Arbeit in der Aufklärungszeit bekannt und kann daher zeitlich in diese Epoche eingeordnet werden. Das Gedicht präsentiert bei der ersten Lektüre ein Bild des Willkommens und der Wertschätzung.

In einfachen Worten könnte der Inhalt des Gedichtes wie folgt zusammengefasst werden: Das lyrische Ich gibt einen herzlichen Willkommensgruß an jemanden, der aus dem „schönen Thale“ kommt, und feiert diese Ankunft am „häuslichen Altar“. Es wird deutlich, dass dieses Willkommen vom ganzen Freundeskreis getragen wird. Es wird hervorgehoben, dass die Person, an die das Gedicht gerichtet ist, etwas Besonderes, vielleicht sogar Inspirierendes, in das Leben der Gruppe bringt. Im zweiten Strophe, wird das Thema der Gemeinschaft und Harmonie fortgesetzt. Die letzte Strophe endet mit der Aufforderung an die Adressierte, für die Gemeinschaft eine Art Erleuchtung oder Inspiration, symbolisiert durch die Morgenröte, zu sein.

Das lyrische Ich könnte daher versuchen auszudrücken, wie sehr es die Anwesenheit und die positive Auswirkung des Angesprochenen schätzt und diese Wertschätzung mit der Gemeinschaft teilt.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch dreizehn Strophen, jede mit acht Versen in einem regelmäßigen Rhythmus. Die Sprache ist geprägt von einer intensiven Verwendung von metaphorischer und bildhafter Sprache, die seinem Zauber hinzufügt. Metaphern wie „die Sonnen schönste lacht hienieden“ oder „Der Sonnen schönste lacht hienieden“ dienen dazu, Bildern von Schönheit, Harmonie und gemeinschaftlichem Glück hervorzuheben.

Insgesamt vermittelt das Gedicht „An Olympia“ von Johann Gottfried Herder ein Gefühl von Gemeinschaft, Harmonie und dem Wunsch, positives Licht und Inspiration auf Andere zu übertragen.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „An Olympia“. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Die Epoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich aber auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Epoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Die Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Ihr Bestreben ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Vertreter der Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten abhängig. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Darüber hinaus verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 121 Worte. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Olympia“ weitere 413 Gedichte vor.

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