Die tragische Muse von Johann Gottfried Herder

Unsern eigenen Schmerz durch fremde Schmerzen zu mildern,
Durch mitleidige Furcht uns zu erheben den Muth,
Dazu betrat die Muse den griech'schen Kothurn und erscheinet
In verkleideter Tracht Dir mit dem männlichen Trost.
Götter und Menschen tragen des Schicksals wechselnde Bürden;
Wer sie am Besten erträgt, ist unter Menschen ein Gott.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die tragische Muse“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
51
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das gegebene Gedicht ist „Die tragische Muse“ von Johann Gottfried Herder, einem deutschen Dichter und Philosophen der Aufklärungszeit und Klassik. Das genaue Entstehungsjahr des Gedichts ist unbekannt, jedoch ist Herder von Mitte des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts aktiv gewesen.

Beim ersten Lesen fällt sofort die klassizistische Sprache auf, die typisch für die Literatur des 18. Jahrhunderts ist. Das Gedicht erweckt einen tiefgründigen Eindruck, da es sich mit dem Thema Leid und dem Umgang damit beschäftigt.

Im Mittelpunkt des Gedichts steht das lyrische Ich, das über das Wesen der tragischen Muse und ihre Aufgabe spricht. Es führt aus, dass die Aufgabe der Muse darin besteht, den eigenen Schmerz durch das Mitleid mit fremdem Leid zu lindern und so den Mut zu stärken. Die Muse tritt im Gewand der Tragödie auf und bringt Trost. Das lyrische Ich betont, dass sowohl Götter als auch Menschen das wechselnde Schicksal ertragen müssen, und jener der Ein Mensch ist, der dieses am besten aushält, wird als Gott unter den Menschen bezeichnet.

Die Form des Gedichts ist in freien Versen gehalten. Es besteht aus sechs Zeilen, die sich durch ihre Durchnummerierung als individuelle Verse auszeichnen. Damit bricht Herder mit den traditionellen strengen Formen des Barocks und strebt eine freiere Dichtung an, wie sie für die Klassik und Romantik typisch ist.

Die Sprache des Gedichts ist gehoben und nutzt klassizistische Elemente wie die Anspielung auf die griechische Mythologie durch die Erwähnung des „Kothurns“, einem hohen Stiefel, den die Schauspieler in der griechischen Tragödie trugen. Mit dieser Referenz wird die tiefe Verbundenheit mit der Antike und dem klassischen Ideal deutlich.

Zusammengefasst ist „Die tragische Muse“ ein Gedicht, das sich mit den tiefgreifenden Themen von Leid, Mut und Trost auseinandersetzt. Die Figur der Muse dient dabei als Metapher für die Kraft und den Trost, die aus der Konfrontation mit dem Schmerz und der Tragödie des Lebens hervorgehen können.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Die tragische Muse“. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Von zentraler Bedeutung für die Zeit der Weimarer Klassik ist der Begriff Humanität. Menschlichkeit, Toleranz, Selbstbestimmung, Schönheit und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Weimarer Klassik. Die Weimarer Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Typisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Autoren haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Schiller und Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 51 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 6 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die tragische Muse“ weitere 413 Gedichte vor.

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