An den Kunstprosector von Johann Gottfried Herder

Laß die Rose mir blühn! Warum zerknicket Dein Finger
Mit Apothekerkunst dieses ambrosische Kind?
Laß die Lilie blühn! In ihrem Strahlengewande
Webet Gerüche sie mir, athmend in himmlischem Thau.
Lebend wirken die Holden mit Sonn' und dem Aether ihr Werk aus;
Todt von Dir gedrückt, geben sie Zwiebelgeruch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An den Kunstprosector“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
48
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den Kunstprosector“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter und Philosophen, der im 18. Jahrhundert lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung des Gedichts ist ohne weitere Kontextinformation schwierig, jedoch werden Herders Dichtungen oft dem Sturm und Drang sowie der Weimarer Klassik zugeordnet.

Beim ersten Eindruck scheint das Gedicht eine Art Kritik oder Appell an den namenlosen „Kunstprosector“ zu sein, der metaphorisch als jemand dargestellt wird, der Schönheit zerstört.

In dem Gedicht appelliert das lyrische Ich an den Kunstprosector, die Schönheit der Natur, die durch Rosen und Lilien repräsentiert wird, zu respektieren und sie blühen zu lassen. Es kritisiert den Kunstprosector für seine Eingriffe in die Natur und beschuldigt ihn, deren natürliche Duftstoffe zu zerstören und sie in einen unangenehmen „Zwiebelgeruch“ zu verwandeln. Die Aussage scheint eine Ablehnung von künstlicher oder zwangsweiser Manipulation zu sein und zeigt die Anbetung des natürlichen sich ausdrückenden Lebens und seiner Schönheit.

Was die Form und Sprache des Gedichts betrifft, so besteht es aus nur einer Strophe mit sechs Versen. Der Ausdruck ist lebhaft, verwendet personifizierte Naturbilder und ist gegen Ende hin stark kontrastierend. Das Gedicht verwendet auch eine starke und deutliche Sprache, die die Missbilligung des lyrischen Ichs gegenüber dem Handeln des Kunstprosectors unterstreicht. Es erzeugt ein Bild der Lebhaftigkeit und Schönheit der Natur, die durch das Eingreifen des Menschen zerstört wird. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Johann Gottfried Herder in seinem Gedicht „An den Kunstprosector“ die Schönheit und Lebendigkeit der Natur preist und die Manipulation und Zerstörung dieser durch den Menschen verurteilt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An den Kunstprosector“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Epoche der Klassik beginnt nach herrschender Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Die Weimarer Klassik wird häufig nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen sind in der Literatur gebräuchlich. Der Begriff Humanität ist von zentraler Bedeutung für die Zeit der Weimarer Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik bezeichnet werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch eine intensive Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 48 Worte. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Schlaf“, „An die Freundschaft“ und „Apollo“. Zum Autor des Gedichtes „An den Kunstprosector“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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