Der schlafende Christus von Johann Gottfried Herder

Schläfst Du, liebliches Kind? Erwach und höre der Engel
Hohes, himmlisches Lied, das Dich auf Erden empfängt,
Glück weissagend! es wird Dich über Mangel und Krippe
Trösten; es singet Dir Freude der Himmel ins Herz.
Doch Du schlummerst! Du willst den Empfang der Erde nicht ansehn,
Und der Engel Gesang singt in der Seele Dir schon.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der schlafende Christus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Der schlafende Christus“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem der führenden Denker der Weimarer Klassik. Es unklar wann genau das Gedicht verfasst wurde, aber es stammt wahrscheinlich aus der späteren Phase von Herders Lebenswerk, das vom 18. bis zum frühen 19. Jahrhundert reicht.

Die erste Betrachtung des Gedichtes vermittelt einen ruhigen und ehrfürchtigen Eindruck. Es hat eine weihnachtliche Thematik, die auf die Geburt Christi verweist, und es gibt ein Gefühl von Würde und Ehrfurcht vor diesem Ereignis.

Inhaltlich richtet sich das Gedicht an das schlafende Kind Jesus. Das lyrische Ich fordert das Kind auf, aufzuwachen und das himmlische Lied der Engel zu hören, die seine Ankunft auf der Erde zelebrieren. Es wird prophezeit, dass dieses Lied Trost und Freude für das Kind inmitten seiner bescheidenen Umstände (Mangel und Krippe) bringen wird. Jedoch entscheidet das Kind, weiter zu schlafen und nicht Zeuge seiner irdischen Begrüßung zu werden. Stattdessen schlägt der letzte Vers vor, dass das Lied der Engel bereits in seiner Seele singt.

In Form und Sprache ist „Der schlafende Christus“ ein typisches Gedicht der Weimarer Klassik. Es folgt einem strikten Versmaß und Reimschema, typisch für die Dichtung dieser Zeit. Die Sprache ist formell und feierlich, mit einer Mischung aus einfachen und komplexeren Worten. Der Gebrauch von attributiven Adjektiven und bildhaften Sprache, wie zum Beispiel „hohes, himmlisches Lied“, trägt zur Schaffung einer ebenso himmlischen Atmosphäre bei.

Insgesamt verkörpert das Gedicht den christlichen Glauben und die Erwartung der Hoffnung und Erlösung, die mit der Geburt Christi einhergehen. Es betont auch die Bescheidenheit des Ereignisses, da das „liebliche Kind“ in einer Krippe und nicht in einem luxuriösen Setting geboren wurde. Hierdurch zeigt Herder seine Wertschätzung für Einfachheit und Demut.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der schlafende Christus“ des Autors Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Johann Wolfgang von Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der populärsten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Von zentraler Bedeutung für die Zeit der Klassik ist der Begriff Humanität. Toleranz, Menschlichkeit, Schönheit, Selbstbestimmung und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Klassik. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Goethe, Schiller, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 56 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Apollo“, „Bilder und Träume“ und „Das Flüchtigste“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der schlafende Christus“ weitere 413 Gedichte vor.

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