Der Stern von Johann Gottfried Herder

Himmlischer Stern, Du führst aus fernem Lande die Weisen
Zu der Krippe des Sohns, der wie ein Himmlischer schläft;
Und da knieen sie schon, sie bringen Myrrhen und Weihrauch
Und ihr köstliches Gold Deinem Gesegneten dar.
Aber dort klagt Rahel untröstbar: ihre Geliebten
Sind nicht mehr, sie entreißt ihr der würgende Tod.
Ach, der Menschenschicksale auf unsrer rollenden Erde!
Selbst der glücklichste Stern bringet hier Freude, dort Weh.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Stern“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Stern“ stammt von Johann Gottfried Herder, der zu Zeiten der Aufklärung im 18. Jahrhundert lebte. Herders Werk ist bekannt für sein Engagement für die Würde und Freiheit des Einzelnen sowie für seine Beiträge zur Pädagogik und Kulturtheorie.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht feierlich und gleichzeitig nachdenklich. Es erzählt von der Geburt Jesu, dem Leid von Rahel und dem Menschenschicksal allgemein. Herder nutzt den Weihnachtsstern, der die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe Jesu führte, um die Dualität des menschlichen Lebens und des Schicksals zu ergründen.

In diesem Sinne ist das lyrische Ich in Herders Gedicht ein Reflektierender. Er spricht von den Weisen, die Geschenke zur Krippe Jesu bringen, und kontrastiert dieses Bild der Freude und des Segens mit dem Leid der trauernden Rahel, deren Kinder gestorben sind. Der Autor möchte darauf hinweisen, dass das Leben voller Kontraste ist, voller Hochs und Tiefs.

Formal besteht das Gedicht aus einer Strophe zu acht Versen. Die klare und einfache Sprache lässt dem Leser Raum für eine eigene Interpretation der Gedanken und Gefühle des lyrischen Ichs. Die verwendeten biblischen Bilder sind stark und bewegend; sie umfassen Freude (die Geburt Jesu) und tiefe Trauer (der Tod von Rahels Kindern). Dies verdeutlicht die Dualität des Menschenschicksals und die Unvorhersehbarkeit des Lebens.

Herders Sprache ist klar und dennoch lyrisch. Er nutzt effektvoll die Kontraste, um seine Botschaft zu verdeutlichen. Zwar bringt der glückliche Stern den Weisen Freude, doch auch Leid ist Teil des menschlichen Daseins, wie das Schicksal Rahels zeigt. In diesem Sinne interpretiert das lyrische Ich den Stern nicht nur als Glücksbringer, sondern auch als Symbol für das unvorhersehbare Schicksal.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Stern“ des Autors Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik war geprägt durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Prägend für die Zeit der Klassik ist der Begriff Humanität. Menschlichkeit, Toleranz, Selbstbestimmung, Schönheit und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Klassik. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik charakteristisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 68 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“. Zum Autor des Gedichtes „Der Stern“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Gottfried Herder

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Gottfried Herder und seinem Gedicht „Der Stern“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Gottfried Herder sind auf abi-pur.de 413 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.