Reformation von Johann Gottfried Herder

»Wären der Teufel so viel auch als hier Stein' auf den Dächern,
Dennoch wagen wir es!« Also sprach Luther und ging
Vor den Kaiser. Gelang's? Ich zweifle. Der Teufel an Höfen
Waren mehrere, fein wie der apulische Sand.
Lehren bessertest Du, nicht Sitten. Sitten zu bessern,
War Der selber zu schwach, der auch die Teufel besiegt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.5 KB)

Details zum Gedicht „Reformation“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Johann Gottfried Herder, einer der bedeutenden Schriftsteller und Denker der deutschen Aufklärung. Geboren im Jahr 1744 und gestorben 1803, kann man seine Schaffenszeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ansiedeln.

Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht Herders eine lebendige Auseinandersetzung mit der Reformation und ihrem Anführer Martin Luther darstellt. Es scheint einerseits eine Würdigung von Luthers Mut und Entschlossenheit zu sein, zeigt aber auch Kritik an dessen Arbeit und Erfolg.

Das lyrische Ich berichtet über eine Szene, in der Luther mutig vor den Kaiser tritt. Es zeichnet sich jedoch Skepsis ab, ob diese mutige Tat auch von Erfolg gekrönt war. Herder stellt hier die Gegenüberstellung von Teufeln und Kaisern dar und deutet an, dass in den Höfen mehr Teufel (oder Probleme) lauern als auf den Dächern, also dass die politische Macht eher ein Hindernis als eine Hilfe für Reformen ist.

In den letzten zwei Versen drückt das lyrische Ich Kritik aus. Es behauptet, dass Luther zwar die Lehren verbessert habe, aber die Sitten nicht. Das scheint darauf hinzudeuten, dass Luthers Bemühungen, die Gesellschaft moralisch zu verbessern, nicht erfolgreich waren.

Die Form des Gedichts ist sehr strukturiert, bestehend aus einer einheitlichen Strophe mit sechs Versen. Das Reimschema ist aabbcc, mit einem Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Kadenzen. Die Sprache Herders ist klar, aber dennoch mit bildhafter und metaphorischer Sprache reich an Bedeutung. Die Metapher des „Teufels“, der als Symbol für Hindernisse oder Böses dient, ist sehr prägnant und trägt wesentlich zur Aussage des Gedichts bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Herders Gedicht „Reformation“ eine reflektierte und kritische Auseinandersetzung mit der Reformation und Martin Luther darstellt. Er würdigt den Mut und die Entschlossenheit Luthers, zeigt aber auch die Grenzen seiner Reformen auf. Es ist ein Gedicht, das sowohl zum Nachdenken anregt als auch eine kritische Haltung zum Thema Reformation zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Reformation“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen das gesellschaftliche System und die Prinzipien der Aufklärung wendeten. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Literaturepoche der Klassik beginnt nach herrschender Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Dichter haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die wichtigen Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden letztgenannten arbeiteten jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das 56 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“. Zum Autor des Gedichtes „Reformation“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Gottfried Herder

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Gottfried Herder und seinem Gedicht „Reformation“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Gottfried Herder sind auf abi-pur.de 413 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.