An Denselben von Johann Gottfried Herder

Freund, mein lechzender Mund kann keine Worte Dir sagen;
Aber mein innigster Geist nahet umarmend sich Dir,
Siehet neben Dir stehn den Genius Deines Lebens,
Des verflossenen Jahrs Genius segnen Dich heut.
Kränz ihn, himmlischer Jüngling, mit Deinem süßesten Oelzweig;
Aber für uns flich auch Rosen der Freundschaft hinein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Denselben“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1784
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An Denselben“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem bedeutenden Vertreter der Literatur, Philosophie und Theologie während der Zeit der Aufklärung in Deutschland. Herder lebte zwischen 1744 und 1803, daher kann das Gedicht in diese Zeitspanne eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck von einer starken, emotionalen Freundschaft. Beschrieben wird ein sehr inniges Verhältnis, in dem das lyrische Ich sogar den Geist und Genius des Freundes erkennt und segnet. Es wird eine tiefgreifende Verbundenheit und Zuneigung kommuniziert.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, das seine Freundlichkeit und tiefe Zuneigung zum Ausdruck bringt. Es kann keine Worte finden, die stark genug sind, um seine Gefühle zu beschreiben, aber sein tiefster Geist nähert sich dem Freund. Es sieht den Genius, das heißt den begleitenden Geist oder Schutzgeist, des Freundes und segnet diesen. Der Genius wird dazu aufgefordert, seinen Kranz nicht nur mit dem süßesten Ölzweig, sondern auch mit den Rosen der Freundschaft zu flechten.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Versen, die Reimstruktur ist aabbcc. Die Sprache ist gehoben und verwendet bildhafte Elemente, wie „Genius“, „Ölzweig“ und „Rosen der Freundschaft“. Diese Metaphern erzeugen einen feierlichen und feinsinnigen Charakter. Der Ölzweig steht traditionell für das Göttliche und für Frieden, während Rosen allgemein als Symbol für Liebe und Freundschaft gelten.

Insgesamt ist das Gedicht „An Denselben“ eine feierliche und intensive Freundschaftsbezeugung, in der das lyrische Ich seine tiefe Verbundenheit zum Freund und dessen Genius ausdrückt. Es weist Elemente des Neuhumanismus und der Empfindsamkeit auf, wie sie für Herder und seine Zeit typisch waren.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Denselben“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. 1784 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik war geprägt durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Literaturepoche der Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Weimarer Klassik wird eine sehr geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bedeutendsten Dichter der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das vorliegende Gedicht umfasst 49 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 6 Versen. Die Gedichte „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Denselben“ weitere 413 Gedichte vor.

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