An Knebel in Ansbach von Johann Gottfried Herder

Flieg herüber zu uns, Du zarter fränkischer Vogel!
Ueber den Thüringer Wald steure den fröhlichen Flug
Glücklich und ruh dann aus in Deinen Jenischen Auen,
Ehe die Blüthe noch, die Dich erwartet, sinkt!
Frühlingslüfte bringe zu uns; wo die liebliche Schwester
Athmet, wehet die Luft sanfter und heilig um Euch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Knebel in Ansbach“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
50
Entstehungsjahr
1791
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Knebel in Ansbach“ wurde von dem deutschen Dichter, Kulturphilosophen und Theologen Johann Gottfried Herder verfasst, welcher in der Zeit der Aufklärung und des Sturm und Drang lebte (geboren 1744, gestorben 1803).

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht einen Einladenden und Jahreszeiten bezogenen Eindruck. Es scheint in Form eines Briefes oder einer Botschaft adressiert zu sein, und es wird sofort ein Gefühl von Sehnsucht und willkommener Erwartung vermittelt.

Das lyrische Ich bittet den Adressaten „Knebel“, vermutlich ein Bekannter oder Freund, zu ihm zu fliegen. Es drückt eine Einladung aus, über den Thüringer Wald zu fliegen und in den „Jenischen Auen“ zu rasten. Die Verwendung des Wortes „fröhlich“ in Bezug auf den Flug deutet auf eine positive, hoffnungsvolle Stimmung hin. Darüber hinaus gibt das lyrische Ich dem Adressaten den Rat, noch anzukommen, bevor die Blumen, die ihn erwarten, verwelken. Dies könnte eine Metapher für das Verstreichen der Zeit sein und eine Dringlichkeit zum Handeln ausdrücken. Darüber hinaus bringt das lyrische Ich den Wunsch zum Ausdruck, dass der Adressat die „Frühlingslüfte“ zu ihm bringt. Es wird suggeriert, dass dort, wo die „liebliche Schwester“ atmet, der Wind sanfter und heiliger weht. Dies kann als Symbol für Güte, Unschuld oder Liebe interpretiert werden.

In Bezug auf die Form des Gedichts, das aus einer einzigen sechs-zeiligen Strophe besteht, ist es ein relativ kurzes, präzises und direkt adressiertes Gedicht. In Bezug auf die Sprache ist zu beachten, dass sie etwas altmodisch wirkt, was auf die Zeit zurückzuführen ist, in der Herder schrieb. Im Allgemeinen verwendet Herder lyrische, bildhafte Ausdrücke, die Gefühle und Naturbilder kombinieren, um eine intime, gefühlvolle Atmosphäre zu schaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine herzliche Einladung an einen Freund darstellt, den Frühling zu feiern und die vorübergehende Schönheit der Natur zu genießen. Es spiegelt die Werte der Romantik wider, darunter die Wertschätzung der Natur, die Höhenflüge des Geistes und die tiefen emotionalen Verbindungen zwischen Menschen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An Knebel in Ansbach“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1791 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Literaturepoche, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Epoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Ausgangspunkt und literarisches Zentrum der Weimarer Klassik (kurz auch oftmals einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Des Weiteren verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 50 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Knebel in Ansbach“ weitere 413 Gedichte vor.

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