An Leonore von Johann Gottfried Herder

Siehe, dort schwebt sie hernieder, die Hora des kommenden Jahres,
Im verschwisterten Chor; Grazien führen den Reihn.
Jeglichem lächelt sie Freude, der sie mit Liebe begrüßet,
Schenket Jedem so gern, was er bescheiden begehrt.
Liebend nahet sie Dir, sie bekränzt mit ätherischen Blumen,
Die in Elysiums Flur sproßten, Dein lockiges Haar,
Schlinget den Arm um Dich und bringt Dir süße Geschenke,
Sanfte Freuden und Scherz mit dem verschwisternden Kuß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Leonore“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „An Leonore“ stammt von dem deutschen Dichter und Denker Johann Gottfried Herder, der zu den Vertretern der Epoche der Aufklärung (18. Jahrhundert) gezählt wird.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck eines positiven und zuversichtlichen Gesamtbildes. Die Sprache des Gedichts erzeugt ein Bild voller Freundlichkeit und Freude, insbesondere durch die Beschreibungen der „Hora“, der Grazien und der Geschenke, die das kommende Jahr bringen soll.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um das Entgegenkommen des neuen Jahres, personifiziert als „Hora“, eine Figur der griechischen Mythologie, die die Zeit darstellt. Das lyrische Ich begrüßt sie mit Freude und Hoffnung, da sie jedem, der sie mit Liebe empfängt, Freude und die Erfüllung von Wünschen verspricht. Insbesondere eine Person, Leonore, wird mit ätherischen Blumen beschenkt, die in Elysium blühen, ein Ort des Glücks und des Friedens nach dem Tod in der griechischen Mythologie. Die Gaben der Hora an Leonore sind sanfte Freuden und Scherz, zusammengefasst in einem 'verschwisternden' Kuss, womöglich ein Zeichen inniger Verbindung oder Vertrautheit.

Das Gedicht besteht aus einer einzigen Strophe mit acht Versen. Die Sprache ist geprägt von einer hohen Dichte von Metaphern und Anspielungen auf die griechische Mythologie, was typisch für die Aufklärung ist, da diese Epoche von einer Wiederentdeckung und Wertschätzung der antiken Kultur geprägt war. Der Autor nutzt weiche, fließende und lyrische Worte, um eine positive, freudige und zuversichtliche Atmosphäre zu erzeugen.

Zusammenfassend ist „An Leonore“ ein lyrisches Gedicht, das die Ankunft des neuen Jahres feiert und Freude und Hoffnung für die Zukunft ausdrückt, symbolisiert durch die Personifizierung des Jahres als gütige Hora und dessen liebevolle Geschenke an die geliebte Person Leonore.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An Leonore“ ist Johann Gottfried Herder. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter des Sturm und Drang waren häufig junge Autoren im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Einer der wichtigsten Autoren der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise im Jahr 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 kennzeichnet gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Der Begriff Humanität ist prägend für die Zeit der Weimarer Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Menschlichkeit, Toleranz und die Schönheit. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik typisch. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik betrachtet werden. Aber nur Goethe und Schiller inspirierten und motivierten einander durch enge Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das 69 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“. Zum Autor des Gedichtes „An Leonore“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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