Dem jungen Baron Budberg von Johann Gottfried Herder

Genie, o Freund, die Zeit der schönen Jugend
Und laß die Muse der Philosophie,
Der Tonkunst und der Poesie,
Und laß Geschmack und Witz und das Gefühl der Tugend
Und die Religion
Freundinnen Deines Herzens bleiben und den Lohn
Der Weisheit, Wissenschaft und Tugend,
»Die Harmonie der Seelen schöner Jugend,«
Zum Nektar Deines Lebens Dir gewähren!
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Dann, Freund, was kannst Du dann begehren?
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Dann denk im Taumel solcher Freuden
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Auch an den Freund in Deiner schönsten Jugend,
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Der, wenn er mit Dir dachte, scherzte, las,
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Im Arm der Musen gern die Welt vergaß
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Und noch Dir Deine Zeit und Deine Jugendfreuden
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Und Deine Muse selbst fast - mag beneiden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Dem jungen Baron Budberg“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dem jungen Baron Budberg“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter und Vertreter der Weimarer Klassik, der von 1744 bis 1803 lebte. Die zeitliche Einordnung dieser Lyrik liegt also in der Zeit der Weimarer Klassik, in der eine ideale Symbiose von Herz und Verstand angestrebt wurde, was sich auch in diesem Gedicht widerspiegelt.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie ein Rat oder eine Art Lebensweisheit, die der Dichter dem „jungen Baron Budberg“ übermittelt. Es lässt sich erkennen, dass die Jugend und die Freude an Kunst und Bildung zentrale Themen sind.

Im Inhalt des Gedichts rät das lyrische Ich dem jungen Baron Budberg, die Zeit seiner Jugend zu genießen. Er soll sich der Philosophie, der Tonkunst, der Poesie, dem Geschmack, dem Witz und dem Gefühl der Tugend widmen. Diese Tätigkeiten, zusammen mit der Religion, sollen Freundinnen seines Herzens bleiben. Die Harmonie dieser „Seelen seiner schönen Jugend“ soll den jungen Baron erfüllen und zu einem „Nektar seines Lebens“ werden. Dann könne er nichts mehr begehren. Das lyrische Ich erinnert den jungen Baron auch daran, inmitten dieser Freuden an seinen Freund, das lyrische Ich selbst, zu denken, der die Welt im Arm der Musen gerne vergisst und die Zeit und Freuden der Jugend des jungen Barons fast beneidet.

Bei der Analyse der Form und der Sprache des Gedichts fällt auf, dass das Gedicht aus 16 Versen besteht, die als eine einzige Strophe arrangiert sind. Es lässt sich kein festes Reimschema erkennen. Der Stil von Herder verbindet eine emotionale, sinnliche Sprache mit philosophischen und intellektuellen Inhalten. Worte wie „Genie“, „Philosophie“ und „Weisheit“ weisen auf eine geistige Welt hin, während Begriffe wie „Nektar Deines Lebens“ und „im Taumel solcher Freuden“ eine sensorische und emotionale Ebene hinzufügen. Der Übergang zwischen diesen beiden Ebenen scheint mühelos und unterstreicht die Harmonie, die das lyrische Ich dem jungen Baron zu vermitteln versucht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dem jungen Baron Budberg“ des Autors Johann Gottfried Herder. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Zu den essenziellen Motiven der Klassik gehören unter anderem Toleranz und Menschlichkeit. In der Lyrik haben die Dichter auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Des Weiteren verwendeten die Dichter eine gehobene, pathetische Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 109 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Apollo“, „Bilder und Träume“ und „Das Flüchtigste“. Zum Autor des Gedichtes „Dem jungen Baron Budberg“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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