Von Erz sind alle Deine Kasten von Johann Gottfried Herder

Von Erz sind alle Deine Kasten,
Und ihre Schlösser sind von Erz.
Narciß nun spricht: »Da kann ich sicher rasten!«
Ja wol! denn auch von Erz und Eisen ist Dein Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Von Erz sind alle Deine Kasten“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
31
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Von Erz sind alle Deine Kasten“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem wichtigen Vertreter der Weimarer Klassik, der zwischen 1744 und 1803 lebte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ziemlich direkt und pointiert. Es besteht aus einer einzigen Strophe mit vier Versen, die sich auf den Charakter einer genau definierten Person namens Narciß beziehen.

In der Strophe wird bildhaft dargestellt, wie alle „Kästen“ und „Schlösser“ der genannten Person aus „Erz“ sind. Diese Metapher beschreibt, dass alles in Narciss' Leben (symbolisiert durch „Kästen und Schlösser“) geschützt, befestigt und gleichzeitig hart und unzugänglich ist. Narciss scheint diese Umstände als positiv zu werten und glaubt, sicher rasten zu können. Im letzten Vers wird diese Sichtweise jedoch durch eine Ironie des Autors enthüllt. Dessen Aussage lautet, dass nicht nur seine äußeren Güter, sondern auch sein Herz aus Erz und Eisen bestehen. Diese Metapher deutet auf emotionale Kälte und Unempfindlichkeit hin.

Was die Form angeht, ist das Gedicht streng und deutlich strukturiert. Jeder Vers besteht aus acht Silben, was das Lesen erleichtert und den Text fließen lässt. Die Sprache ist einfach und ohne ausschweifende Metaphern gehalten. Man kann die Metaphern ziemlich leicht entschlüsseln, was auf eine zielgerichtete Kommunikation des Autors hindeutet.

Zusammenfassend konfrontiert Herder uns in diesem kurzen, aber aussagekräftigen Gedicht mit einer Figur, die sich durch materielle Sicherheit geborgen fühlt, dabei aber emotionale Kälte und Isolation aufweist. Er nutzt einfache Metaphern, um die Härte und Kälte dieser Person darzustellen. Das Gedicht stellt somit eine Kritik an oberflächlicher Selbstzufriedenheit und mangelnder emotionaler Tiefe dar.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Von Erz sind alle Deine Kasten“. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Lyrik haben die Autoren auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Außerdem verwendeten die Autoren eine pathetische, gehobene Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 31 Worte. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Flüchtigste“, „Das Gesetz der Welten im Menschen“ und „Das Glück“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Von Erz sind alle Deine Kasten“ weitere 413 Gedichte vor.

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