Du wunderst Dich, daß Du dem holden Kinde von Johann Gottfried Herder

Du wunderst Dich, daß Du dem holden Kinde
Ismenen nicht gefällst wie ich?
O wundere Dich nicht! Du büßest Deine Sünde:
Ich liebe sie, Du liebst in ihr nur Dich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Du wunderst Dich, daß Du dem holden Kinde“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
30
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Du wunderst Dich, daß Du dem holden Kinde“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem bedeutenden Denker der Aufklärung, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte und wirkte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine einfache, persönliche Botschaft zwischen zwei Menschen zu sein. Es findet eine klare Konfrontation zwischen dem lyrischen Ich und einer angesprochenen Person statt.

Inhaltlich betrachtet geht es in dem Gedicht um die Liebe zu einer dritten Person namens Ismene. Das lyrische Ich wendet sich an eine andere Person und erklärt dieser, warum sie Ismene nicht so gefallen kann wie es selbst. Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie die Liebe gestaltet wird. Während das lyrische Ich Ismene um ihrer selbst willen liebt, wird der angesprochenen Person Egoismus vorgeworfen: Sie liebe in Ismene nur sich selbst.

Durch diese Aussage wird deutlich, dass das lyrische Ich die echte, selbstlose Liebe zu Ismene betont, während die andere Person eine eher narzisstische, selbstbezogene Liebe auslebt. Das Gedicht kann daher als eine Art Vorwurf oder Kritik gegenüber der selbstbezogenen Liebe der anderen Person verstanden werden.

Im Hinblick auf Form und Sprache ist das Gedicht eher schlicht gehalten. Es besteht aus einer einzigen Strophe, die vier Verse umfasst. Der Sprachstil wirkt etwas gehoben und altertümlich, was durch die Wortwahl (wie z.B. „Du wunderst Dich“, „dem holden Kinde“) und die veraltete Rechtschreibung („Dich“, „Deine“) deutlich wird. Es wird kein Reim verwendet und die Metrik ist nicht konsequent durchgeführt, was zu mehr Natürlichkeit und Direktheit in der Ansprache führt. Schließlich weist die direkte Anrede eine persönliche und emotionale Note auf.

Schlussfolgernd kann also gesagt werden, dass das lyrische Ich in Herders Gedicht die Unterschiede zwischen echter, selbstloser Liebe und egoistischer, selbstbezogener Liebe darstellt, wobei letztere deutlich kritisiert wird.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Du wunderst Dich, daß Du dem holden Kinde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Zwischen den Jahren 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der populärsten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Die Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Vertreter der Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten bestimmt. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Des Weiteren verwendeten die Dichter eine gehobene, pathetische Sprache. Goethe, Schiller, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 30 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Du wunderst Dich, daß Du dem holden Kinde“ weitere 413 Gedichte vor.

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