Und willst Du mir die Frühlingszeit von Johann Gottfried Herder

Und willst Du mir die Frühlingszeit,
Die kurze Jugendzeit, zur Freude nicht vergönnen?
O Freund, die Parze spinnt den Faden weit
Und schwarz und lang genug, um weise sein zu können.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.5 KB)

Details zum Gedicht „Und willst Du mir die Frühlingszeit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
31
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Und willst Du mir die Frühlingszeit“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst. Herder lebte von 1744 bis 1803 und war eine zentrale Figur der deutschen Aufklärung und bedeutender Vertreter der Weimarer Klassik.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr emotional und leidenschaftlich. Man spürt eine gewisse Dramatik und eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema Lebenszeit und Vergänglichkeit.

Im Groben handelt das Gedicht von der Frage des lyrischen Ichs an einen Freund, ob dieser ihm die kurze Freude der Jugend, symbolisiert durch die Frühlingszeit, gönnt. Die Parze, die in der Mythologie das Schicksal der Menschen spinnt, ist hier für den weiteren Lebensfaden verantwortlich. Dieser wird als weit, schwarz und lang beschrieben, was auf schwierige oder düstere Zeiten hinweist, die jedoch notwendig sind, um Weisheit zu erlangen.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint dabei zu sein, dass das Leben sowohl Freude als auch Schmerz, oder dunklere Zeiten, beinhaltet. Letztere sind allerdings notwendig, um Weisheit erlangen zu können. Die Jugend und deren Vergänglichkeit, gleichgesetzt mit dem Frühling, wird dabei als eine kostbare und glückliche, aber eben auch flüchtige Phase dargestellt.

Formal besteht das Gedicht aus einem vierzeiligen Strophenbau. Die Sprache ist höfisch und beinhaltet mythologische Elemente. Das Gedicht entspricht formal dem klassischen Sonett. Es verwendet die Metapher des Fadens, der von der Parze gesponnen wird, als Sinnbild für das individuelle Schicksal jedes Menschen. Dieser Faden ist schwarz und lang genug, was auf die Länge und mögliche Tragik des Lebens hindeutet.

Alles in allem stellt das Gedicht die Anerkennung der Vergänglichkeit und Lebenserfahrung als Weg zur Weisheit dar und betont den Wert und die Schönheit der gelebten Jugend.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Und willst Du mir die Frühlingszeit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen das gesellschaftliche System und die Prinzipien der Aufklärung wendeten. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch Definitionen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. In der Gestaltung wurde das Gesetzmäßige, Wesentliche, Gültige sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 31 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Schlaf“, „An die Freundschaft“ und „Apollo“. Zum Autor des Gedichtes „Und willst Du mir die Frühlingszeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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