Alte ägyptische Philosophie von Johann Gottfried Herder

O schwarze Nacht! wer hat ihn, Deinen Schleier,
Je aufgedeckt?
Du warst einst All; da kam ein Funke Feuer
Und hat den Weltschein aufgeweckt,
Der jetzt noch ist. In ew'gem Wechselkreise
Mit Tag und Nacht
Rollt er hinweg! mir, bis ich meine Reise,
Die kurze Reise, bald vollbracht;
Dann geb' ich Euch, die Ihr ihn gabet, wieder,
10 
Nacht oder Licht!
11 
Dem Weltgeist meinen Geist, und sinke nieder,
12 
Sei ich dann, oder sei ich nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Alte ägyptische Philosophie“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1768
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Johann Gottfried Herder, ein bedeutender deutscher Philosoph, Kulturtheoretiker und Theologe. Er lebte im 18. Jahrhundert, welches in die Epoche der Aufklärung fällt. Diese Epoche ist geprägt von einem Streben nach Wissen, Verstand und Vernunft.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht dunkel und beschäftigt sich mit tiefgründigen Themen wie Tod, Existenz und der unausweichlichen Vergänglichkeit. Dabei wird die Nähe zur altägyptischen Philosophie deutlich, die den Lauf von Leben, Tod und Wiedergeburt als ewigen Kreislauf ansah.

Inhaltlich behandelt das Gedicht das Rätsel der Existenz und das unvermeidliche Ende jedes Lebens. Die Ich-Perspektive reflektiert über die Schöpfung von Tag und Nacht und die Entstehung des Universums, eingerahmt von der ewigen Dunkelheit. Alles was existiert, geht irgendwann zurück in diese Nacht, symbolisch für den Tod. Das lyrische Ich akzeptiert diese Unaufhaltsamkeit und gibt sich dem Schicksal hin.

Sprachlich ist das Gedicht stark bildlich und metaphorisch gehalten. Er verwendet starke Kontraste - Tag und Nacht, Sein oder Nichtsein, um seine Botschaft zu vermitteln. Durch die Fragen und die direkte Ansprache der „Nacht“ wirkt das Gedicht fast wie ein innerer Dialog.

Die Form des Gedichts ist durch einen Wechsel von Fragen und Aussagen gekennzeichnet und ist in einer relativ simplen Strophenform abgefasst. Dies und der einfache Sprachstil stehen im Kontrast zu den komplexen philosophischen Themen, die das Gedicht inhaltlich behandelt.

Insgesamt beschäftigt sich Herder in seinem Gedicht mit universellen Fragen der menschlichen Existenz und der Unausweichlichkeit des Todes – Themen die sowohl in der Aufklärungszeit als auch in der altägyptischen Philosophie von großer Bedeutung waren. Dabei betont er durch die Verwendung von Gegensatzpaaren und Metaphern die Dualität und Endlichkeit des menschlichen Lebens.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Alte ägyptische Philosophie“ ist Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Jahr 1768 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Johann Wolfgang von Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der populärsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Zu den essenziellen Motiven der Klassik gehören unter anderem Toleranz und Menschlichkeit. In der Lyrik haben die Dichter auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Des Weiteren verwendeten die Autoren eine gehobene, pathetische Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Zum Autor des Gedichtes „Alte ägyptische Philosophie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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