Nachtzauber von Joseph von Eichendorff
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Hörst Du nicht die Quellen gehen |
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zwischen Stein und Blumen weit |
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nach den stillen Waldesseen, |
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wo die Marmorbilder stehen |
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in der schönen Einsamkeit? |
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Von den Bergen sacht hernieder, |
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weckend die uralten Lieder, |
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steigt die wunderbare Nacht, |
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und die Gründe glänzen wieder, |
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wie Dus oft im Traum gedacht. |
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Kennst die Blume Du, entsprossen |
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in dem mondbeglänzten Grund? |
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Aus der Knospe, halb erschlossen, |
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junge Glieder, blühend sprossen, |
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weiße Arme, roter Mund, |
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und die Nachtigallen schlagen, |
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und rings hebt es an zu klagen, |
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ach, vor Liebe todeswund, |
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von versunknen schönen Tagen |
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komm, o komm zum stillen Grund! |
Details zum Gedicht „Nachtzauber“
Joseph von Eichendorff
2
20
94
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nachtzauber“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der am 10. März 1788 geboren wurde und am 26. November 1857 verstarb. Er gehört damit zur Epoche der Romantik, welche sich von etwa 1795 bis 1848 erstreckt.
Auf den ersten Blick lässt das Gedicht eine Atmosphäre der Ruhe und mystischen Schönheit erkennen. Die Natur wird dabei als magischer und gleichzeitig melancholischer Ort dargestellt.
Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, welches sich in einem nächtlichen, natürlichen Setting befindet und dieses erkundet. Es beobachtet die Quellen, die zwischen Steinen und Blumen fließen. Die Natur wird als ruhig und gleichzeitig lebendig präsentiert. In der zweiten Strophe wird ein lyrisches Du angesprochen, welches zu der gleichen Beobachtung eingeladen wird und auf eine mysteriöse „Blume“ hingewiesen wird.
Das lyrische Ich scheint tiefgehende Emotionen und Sehnsüchte auszudrücken und eine Art mystische, vielleicht spirituelle, Erfahrung zu machen. Die Natur wird als Inspirationsquelle für diese Gefühle und als Ort der Erkenntnis dargestellt. Das Wiederholen der Frageform in beiden Strophen weist auf eine dialogische Struktur hin.
Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit jeweils zehn Versen. Die Verse bestehen aus vier Takten und folgen einem festen Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist geprägt von einer poetischen, bildreichen und gleichzeitig anspruchsvollen Diktion, welche typisch für die Romantik ist. Die Verwendung von bildhaften Worten und Metaphern trägt zur mystischen Atmosphäre bei, die von dem Gedicht erzeugt wird. Gleichzeitig betont die Wiederholung von bestimmten Worten und Phrasen, wie „Quellen“, „Waldesseen“, „Marmorbilder“ und „stille/n Grund“, die zentrale Rolle der Natur und die spirituelle Bedeutung, die ihr vom lyrischen Ich zugeschrieben wird.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Nachtzauber“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 94 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nachtzauber“ weitere 395 Gedichte vor.
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