Mein Herz von Nikolaus Lenau

Schlaflose Nacht, der Regen rauscht,
sehr wach ist mir das Herz und lauscht
zurück bald nach vergangnen Zeiten,
bald horcht es, wie die künftgen schreiten.
 
O Herz, dein Lauschen ist nicht gut;
sei ewig, Herz, und hochgemut!
Da hinten ruft so manche Klage
und vorwärts zittert manche Frage.
 
Wohlan! was sterblich war, sei tot!
10 
Naht Sturm, wohlan! - wie einst das Boot
11 
mit Christus Stürme nicht zerschellten,
12 
so ruht in dir der Herr der Welten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Mein Herz“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mein Herz“ stammt von Nikolaus Lenau, einem österreichischen Dichter der Spätromantik, geboren am 13. August 1802 und gestorben am 22. August 1850. Es ist somit im 19. Jahrhundert anzusiedeln.

Beim ersten Lesen weckt das Gedicht den Eindruck von Melancholie, Sehnsucht und zugleich einem Glauben an eine höhere Macht oder Fügung. Es erzählt von der wachen, lauschenden Aufmerksamkeit eines Herzens in der schlaflosen Nacht, das sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft reflektiert.

Das lyrische Ich drückt die Schlaflosigkeit und Aufmerksamkeit des Herzens aus und zeigt, wie es zwischen den Erinnerungen an die Vergangenheit und den Erwartungen an die Zukunft schwankt. Doch das lyrische Ich warnt sein Herz davor, sich zu sehr auf diese Gedankensprünge einzulassen. Das Herz solle eher „ewig“ und „hochgemut“ sein, statt sich den Traurigkeiten der Vergangenheit oder den Ängsten der Zukunft hinzugeben. Schließlich ermutigt das lyrische Ich das Herz, alle sterblichen Ängste und Sorgen abzulegen und Vertrauen auf den Herrn zu setzen, ähnlich wie das Boot im Sturm, das durch den Glauben an Christus sicher ist.

Dieses Gedicht ist in drei Vier-Versen-Strophen mit einem konsequenten Kreuzreim (abab) strukturiert, was einen regelmäßigen Rhythmus erzeugt. Die simple und direkte Sprache in Verbindung mit starken Symbolen - wie der schlaflosen Nacht, dem rauschenden Regen, dem luisternden Herz und dem Boot im Sturm - zeichnet ein Bild von inneren Kämpfen und gleichzeitig von Hoffnung und Vertrauen auf göttliche Führung.

Innerhalb dieses Rahmens beschreibt Lenau auf poetische Weise die Erfahrung, menschlich und somit sterblich zu sein, und gleichzeitig nach Ewigkeit und spiritueller Erhabenheit zu streben. Die wiederholte Anrufung „O Herz“, und „Wohlan!“ drücken eine Art von Selbstgespräch oder innere Aufforderung aus, sich über die Beschränkungen der Vergangenheit und Zukunft hinauszubewegen und in Beziehung zur ewigen Präsenz zu stehen. Insgesamt illustriert das Gedicht eine tiefe menschliche Erfahrung von Sehnsucht, Angst, Hoffnung, Vertrauen und Erlösung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Mein Herz“ ist Nikolaus Lenau. Geboren wurde Lenau im Jahr 1802 in Csatád. Das Gedicht ist in der Zeit von 1818 bis 1850 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei Lenau handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 75 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Herbst“, „Der Postillion“ und „An einem Grabe“ sind weitere Werke des Autors Nikolaus Lenau. Zum Autor des Gedichtes „Mein Herz“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 51 Gedichte vor.

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