Frage von Nikolaus Lenau
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Bist Du noch nie beim Morgenschein erwacht |
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mit schwerem Herzen, traurig und beklommen, |
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und wußtest nicht, wie Du auch nachgedacht, |
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woher ins Herz der Gram Dir war gekommen? |
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Du fühltest nur: ein Traum wars in der Nacht; |
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des Traumes Bilder waren Dir verschwommen, |
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doch hat nachwirkend ihre dunkle Macht |
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Dich, daß Du weinen mußtest, übernommen. |
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Hast Du Dich einst der Erdennacht entschwungen, |
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und werden, wie Du meinst, am hellen Tage |
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verloren sein des Traums Erinnerungen: |
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Wer weiß, ob nicht so Deine Schuld hienieden |
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nachwirken wird als eine dunkle Klage, |
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und dort der Seele stören ihren Frieden? |
Details zum Gedicht „Frage“
Nikolaus Lenau
4
14
96
1802 - 1850
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Frage“ wurde von Nikolaus Lenau verfasst, einem österreichischen Dichter, der von 1802 bis 1850 lebte. Er war ein bedeutender Vertreter der Spätromantik, einer literarischen Strömung, die vor allem auf Emotion, Gefühlsausdruck und Innerlichkeit Wert legte.
Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht einen melancholischen Eindruck und spricht tiefsinnige Emotionen beim Leser hervor. Dabei wird deutlich, dass es sich um die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit, Schuld und dem Umgang mit traumatischen Erlebnissen handelt.
Inhaltlich beginnt das lyrische Ich mit der Schilderung eines persönlichen Erlebnisses, bei dem er unerklärliche Traurigkeit beim Erwachen verspürt. Es ist von schwerer Beklommenheit die Rede, welche scheinbar in der Nacht durch einen dunklen, verschwommenen Traum ausgelöst wurde. Die Symbole von „Morgenschein“, „Traum“ und „Nacht“ stehen dabei für das Aufwachen, das Unbewusste und die Dunkelheit. In der dritten und vierten Strophe werden metaphysische Fragen aufgeworfen, ob die Schuld des lyrischen Ichs nach seinem Tod weiter Bestand hat und ob die Seele in der Ewigkeit ihren Frieden findet.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist auffällig, dass es sich um ein lyrisches Gedicht handelt, welches in vier Strophen unterteilt ist. Insgesamt besteht es aus 14 Versen, wobei sich die Länge der Strophen von vier auf drei Verse reduziert, was eine gewisse inhaltliche Verdichtung symbolisiert. Die Sprache ist geprägt von einer hohen Bildhaftigkeit und zielt darauf ab, die Emotionen und Gedankengänge des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lenau in „Frage“ das menschliche Ringen mit Fragen nach Vergänglichkeit, Schuld und Unbewusstsein thematisiert. Er nutzt dabei die literarischen Mittel der Spätromantik und legt den Schwerpunkt auf die emotionalen und introspektiven Aspekte dieser Auseinandersetzung. Es ist ein nachdenkliches, eher melancholisches Stück Literatur, das zum Innehalten und Reflektieren einlädt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Frage“ des Autors Nikolaus Lenau. Der Autor Nikolaus Lenau wurde 1802 in Csatád geboren. Zwischen den Jahren 1818 und 1850 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Bei Lenau handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 96 Worte. Die Gedichte „An einem Grabe“, „An die Entfernte“ und „An den Wind“ sind weitere Werke des Autors Nikolaus Lenau. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Frage“ weitere 51 Gedichte vor.
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- An die Entfernte
Zum Autor Nikolaus Lenau sind auf abi-pur.de 51 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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