Traumgewalten von Nikolaus Lenau

Der Traum war so wild, der Traum war so schaurig,
so tief erschütternd, unendlich traurig,
ich möchte gerne mir sagen:
Daß ich so fest geschlafen hab,
daß ich ja nicht geträumt hab,
doch rinnen mir noch die Tränen herab,
ich höre mein Herz noch schlagen.
 
Ich bin erwacht in banger Ermattung,
ich finde mein Tuch durchnäßt am Kissen,
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wie mans heimbringt von einer Bestattung;
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hab ichs im Traume hervorgerissen
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und mir getrocknet das Gesicht?
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Ich weiß es nicht.
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Doch waren sie da, die schlimmen Gäste,
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sie waren da zum nächtlichen Feste.
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Ich schlief, mein Haus war preisgegeben,
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sie führten darin ein wüstes Leben.
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Nun sind sie fort, die wilden Naturen;
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in diesen Tränen find ich die Spuren,
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wie sie mir alles zusammengerüttet,
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und über den Tisch den Wein geschüttet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Traumgewalten“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Nikolaus Lenau, ein österreichischer Schriftsteller, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und wirkte. Er steht dem Biedermeier und der Romantik nahe und ist bekannt für seine tiefgründige und emotionale Lyrik.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht eine sehr düstere und melancholische Atmosphäre ausstrahlt. Es beschäftigt sich mit einem intensiven und negativ konnotierten Traumerlebnis des lyrischen Ichs und den daraus resultierenden emotionalen Reaktionen und Befindlichkeiten.

Der Inhalt lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das lyrische Ich beschreibt einen intensiven und beängstigenden Traum, der ihm tiefe Trauer und Erschütterung bereitet. Nach dem Erwachen versucht es, sich zu vergewissern, dass es nur ein Traum war, steht jedoch unter dem Eindruck der starken Emotionen, die dieser Traum ausgelöst hat. Es stellt fest, dass sein Tuch durchweicht ist und sich in tränen eingeweicht findet, was die körperliche Manifestation seiner emotionalen Belastung darstellt. Es spielt auf einen möglichen inneren Konflikt oder eine Unruhe an, die im Schlaf in Form eines Traums zum Ausdruck gebracht und „ausgespielt“ wird.

Die Form des Gedichts ist dyadisch mit einem 7-Zeilen- und einem 14-Zeilen-Abschnitt. Lenau verwendet kurze Reime und eine klare, bildhafte Sprache, um die Intensität des Traumerlebnisses zu vermitteln. Seine Wortwahl ist ausdrucksstark und stellt eine starke emotionale Bindung zum Leser her.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von starken emotionalen Ausdrücken und bildhaften Metaphern, die den emotionalen Inhalt intensivieren und unterstreichen. Reime und Rhythmus verleihen dem Gedicht Fluss und Dynamik und betonen den dramatischen Charakter des Inhalts.

Insgesamt ist „Traumgewalten“ ein tiefsinniges und intensives Gedicht, das die Macht von Träumen und die daraus resultierenden emotionalen Reaktionen aufzeigt. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel für Lenaus lyrische Fähigkeiten und seine Fähigkeit, menschliche Emotionen und innere Zustände in Worte zu fassen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Traumgewalten“ ist Nikolaus Lenau. Geboren wurde Lenau im Jahr 1802 in Csatád. Das Gedicht ist in der Zeit von 1818 bis 1850 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei Lenau handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 129 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Nikolaus Lenau ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Entfernte“, „An den Wind“ und „Schilflied“. Zum Autor des Gedichtes „Traumgewalten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 51 Gedichte vor.

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