Der einfältige Bauer von Friedrich Schiller

Gevatter! hört ’nmal die Späße!
Bliz! hab euch da ein hochg’studirt Gelese,
Meßias schreibt sich ’s Buch, der Mann
Hat Reisen durch die Luft gethan
Und auf den sonngepflasterten Gassen
Manch Solenleder sizen lassen,
Hat gesehen den Himmel offen,
Ist hautganz durch die Höll geloffen,
Da hab ich nun so bei mir selbst gedacht,
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Ein Herr, der solch Stück Wegs gemacht
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Sagt unser ein’m, wie Flachs und Waizen wachse.
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Wie meint ihr? – ’s käm aufs Fragen an? –
 
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Lukas.
 
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Narr meinst, ein so fürnehmer Mann
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Der frag nach unser eines Korn und Flachse?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der einfältige Bauer“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der einfältige Bauer“ stammt von Friedrich Schiller, einem deutschen Dichter, Historiker und Dramatiker der Weimarer Klassik. Schiller lebte von 1759 bis 1805, daher kann das Gedicht in die Zeit des späten 18. oder frühen 19. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Das Gedicht erweckt beim ersten Lesen einen humorvollen und leicht sarkastischen Eindruck. Es beginnt mit einem Bauer, der seine Erstaunung und Bewunderung für einen Gelehrten ausdrückt, der weit gereist ist und viele Erfahrungen gemacht hat. Doch die Art und Weise, wie er das sagt, deutet auf eine gewisse Ironie hin.

Inhaltlich stellt das lyrische Ich – der Bauer – eine hypothetische Frage: Könnte ein so hochgestellter und weit gereister Gelehrter wie dieser ihm etwas über das einfache Leben auf dem Land und den Anbau von Nutzpflanzen beibringen? Die rhetorische Antwort des Bauern auf seine eigene Frage ist, dass ein solcher Gelehrter wahrscheinlich kein Interesse an solchen trivialen Dingen hat.

Die Aussage des lyrischen Ichs könnte eine Kritik an der gehobenen Gesellschaft oder an den Wissenschaften sein, die sich mit abstrakten Themen beschäftigen und dabei die praktischen Aspekte des Lebens vernachlässigen.

In Bezug auf die Form und Sprache ist das Gedicht eher einfach gehalten. Es besteht aus drei Strophen mit insgesamt 15 Versen und folgt keinem festen Reimschema. Die verwendete Sprache spiegelt das Landleben und den Dialekt des Bauern wider, wodurch eine humorvolle und etwas absurde Stimmung entsteht. Damit gelingt es Schiller, den Gegensatz zwischen der einfachen Welt des Bauern und der komplexen, abgehobenen Welt des Gelehrten zu unterstreichen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der einfältige Bauer“ ist Friedrich Schiller. Der Autor Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1782. Erschienen ist der Text in Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch Definitionen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind gebräuchliche Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Weimarer Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Ihr Bestreben ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Vertreter der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten abhängig. In der Gestaltung wurde das Gesetzmäßige, Wesentliche, Gültige sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Friedrich Schiller sind „Bacchus im Triller“, „Baurenständchen“ und „Breite und Tiefe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der einfältige Bauer“ weitere 220 Gedichte vor.

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