Der Nachtwind hat in den Bäumen von Nikolaus Lenau

Der Nachtwind hat in den Bäumen
sein Rauschen eingestellt,
die Vögel sitzen und träumen
am Aste traut gesellt.
 
Die ferne schmächtige Quelle,
weil alles andre ruht,
läßt hörbar nun Welle auf Welle
hinflüstern ihre Flut.
 
Und wenn die Nähe verklungen,
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dann kommen an die Reih
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die leisen Erinnerungen,
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und weinen fern vorbei.
 
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Daß alles vorübersterbe,
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ist alt und allbekannt;
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doch diese Wehmut, die herbe,
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hat niemand noch gebannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Nachtwind hat in den Bäumen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht „Der Nachtwind hat in den Bäumen“ wurde von Nikolaus Lenau verfasst, einem österreichischen Schriftsteller und Vertreter der Spätromantik, der von 1802 bis 1850 lebte.

Beim ersten Lesen entsteht ein idyllischer Eindruck von einer nächtlichen Landschaft, in der Ruhe und Stille herrschen. Das lyrische Ich berichtet von den späten Stunden des Tages, in denen die Natur zur Ruhe kommt, die Vögel auf den Bäumen schlafen und der Wind nicht mehr durch die Blätter raschelt. Doch auch leise Töne sind wahrnehmbar: Das gedämpfte Plätschern einer fernen Quelle und das leise Wispern der Erinnerungen, die aufsteigen, wenn alles andere verstummt ist.

Im Mittelpunkt des Gedichts steht das Thema Vergänglichkeit und die damit verbundene Melancholie. Die Verse zeigen auf, wie Ruhe und Stille Platz schaffen für Erinnerungen, die vergangene Zeiten wachrufen und dabei eine süßliche Traurigkeit mit sich bringen. Deshalb schließt das Gedicht mit dem Ausdruck einer unbewältigten Wehmut.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, wodurch eine klare Symmetrie entsteht. Die Sprache ist malerisch und leicht verständlich; sie bedient sich einfacher, leicht zugänglicher Bilder aus der Natur. Trotz der Einfachheit entsteht durch die ausgewählte Wortwahl eine tiefe, nachdenkliche Stimmung. Die gedämpften Geräusche der Nacht, das Flüstern der Welle, das Weinen der Erinnerungen - sie alle erwecken eine Atmosphäre der Stille und der Einsamkeit, in der sich die Wehmut besonders intensiv entfaltet.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Der Nachtwind hat in den Bäumen“ um ein melancholisches, introspektives Gedicht, das die transitorische Natur des Lebens und die daraus entstehende Traurigkeit thematisiert. Nikolaus Lenau gelingt es durch eine einfache, aber eindringliche Sprache und vor allem dank der Kraft der Naturbilder, eine intensive Stimmung der nächtlichen Ruhe und der introspektiven Melancholie zu erzeugen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Nachtwind hat in den Bäumen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Nikolaus Lenau. Geboren wurde Lenau im Jahr 1802 in Csatád. Zwischen den Jahren 1818 und 1850 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Biedermeier zuordnen. Der Schriftsteller Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 68 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Nikolaus Lenau ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Postillion“, „An einem Grabe“ und „An die Entfernte“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Nachtwind hat in den Bäumen“ weitere 51 Gedichte vor.

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Das Video mit dem Titel „Nikolaus Lenau: DER NACHTWIND HAT IN DEN BÄUMEN SEIN RAUSCHEN EINGESTELLT (Gedicht zum Sommer)“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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