Am Bette eines Kindes von Nikolaus Lenau

Wiege sie sanft, o Schlaf, die holde Kleine.
Durch die zarte Verhüllung deines Schleiers
lächelt sie: so lächelt die Rose still durch
Abendgedüfte.
 
Wiege sie sanft, und lege deinem Bruder
sie, dem ernsteren, leise in die Arme,
ihm, durch dessen dichteren Schleier uns kein
Lächeln mehr schimmert!
 
Denn mit gezücktem Dolche harrt der Kummer
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an der seligen Kindheit Pforte meines
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Lieblings, wo der Friede sie scheidend küßt und
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schwindet auf immer.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Am Bette eines Kindes“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Bette eines Kindes“ wurde von Nikolaus Lenau verfasst, einem österreichischen Schriftsteller, der vom 13. August 1802 bis zum 22. August 1850 lebte. Aufgrund dieses Datums kann das Werk in die Epoche der Spätromantik eingeordnet werden.

Bei der ersten Betrachtung fällt auf, dass das Gedicht sehr gefühlvoll, aber auch melancholisch erscheint. Es wird betont, dass es sich um ein sehr junges, unschuldiges Kind handelt, das jedoch von der unausweichlichen Traurigkeit des Lebens bedroht ist.

Der Inhalt des Gedichtes handelt von einem schlafenden Kind, das in seiner Unschuld vom lyrischen Ich liebevoll betrachtet wird. Dieses bittet den Schlaf, das Kind sanft zu wiegen und es beschützend in seine Obhut zu nehmen. In den ersten beiden Strophen wird der Schlaf personifiziert und als sanfter und beschützender Bruder dargestellt, durch dessen Schleier das Lächeln des Kindes hindurch scheint.

In der dritten Strophe ändert sich der Ton jedoch drastisch. Nun spricht das lyrische Ich davon, dass der Kummer, ebenfalls personifiziert und als bedrohende Gestalt mit einem Dolch dargestellt, an der Tür der glücklichen Kindheit wartet. Das Gedicht endet somit mit der düsteren Vorahnung, dass das Kind unweigerlich seine Unschuld verlieren und die Härten des Lebens erfahren wird.

Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeilige Strophen mit einem einfachen und klaren Rhythmus. Die Sprache ist einfach, aber metaphorisch geladen. Vor allem die Personifikation von Schlaf und Kummer hebt die emotionalen Stimmungen hervor und verleiht ihnen eine greifbare Präsenz. Zusätzlich unterstreicht die konsequente Verwendung von Paarreimen das ruhige Flow des Gedichts, was wiederum die Wiegenbewegung, also das sanfte Schaukeln des Kindes im Schlaf, symbolisiert.

Insgesamt nimmt das Gedicht die Perspektive eines liebevollen, aber auch ängstlichen Beobachters ein – vermutlich eines Elternteils -, das das schlafende Kind betrachtet und sich der Unvermeidbarkeit des Heranwachsens und der damit einhergehenden Verluste bewusst ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Am Bette eines Kindes“ ist Nikolaus Lenau. Im Jahr 1802 wurde Lenau in Csatád geboren. In der Zeit von 1818 bis 1850 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 71 Worte. Der Dichter Nikolaus Lenau ist auch der Autor für Gedichte wie „Herbstgefühl“, „Herbstentschluß“ und „Herbst“. Zum Autor des Gedichtes „Am Bette eines Kindes“ haben wir auf abi-pur.de weitere 51 Gedichte veröffentlicht.

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