Der echte Dichter von Theodor Fontane

Wie man sich früher ihn dachte

Ein Dichter, ein echter, der Lyrik betreibt,
Mit einer Köchin ist er beweibt,
Seine Kinder sind schmuddlig und unerzogen,
Kommt der Miethszettelmann so wird tüchtig gelogen,
Gelogen, gemogelt, wird überhaupt viel,
„Fabulieren“ ist ja Zweck und Ziel.
 
Und ist er gekämmt und gewaschen zu Zeiten,
So schafft das nur Verlegenheiten,
Und ist er gar ohne Wechsel und Schulden
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Und empfängt er pro Zeile ’nen halben Gulden,
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Oder pendeln ihm Orden am Frack hin und her,
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So ist er gar kein Dichter mehr,
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Eines echten Dichters eigenste Welt
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Ist der Himmel und – ein Zigeunerzelt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der echte Dichter“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1895
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der echte Dichter“ stammt von dem Autor Theodor Fontane. Als einer der bedeutendsten deutschen Realisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts kann man sein literarisches Schaffen in die Epoche des Realismus einordnen. Sein Gesamtwerk ist geprägt von Gesellschaftsromanen und zeitgeschichtlichen Themen.

Das Gedicht hinterlässt auf den ersten Blick einen humorvollen Eindruck. Fontane spielt mit gängigen Klischees und Vorstellungen eines Dichters und stellt diese überspitzt dar. Er scheint sich mit seiner Persiflage gegen eine idealisierte Vorstellung des Dichtertums zu richten und entblößt das Bohemien-Leben in all seiner Unordnung und Unzulänglichkeit.

Inhaltlich versucht das lyrische Ich, die Leserschaft auf eine Reise durch das Alltag eines „echten“ Dichters mitzunehmen. Es beschreibt, wie dieser in einer Welt lebt, die weit abseits von Reichtum und gesellschaftlichem Ansehen liegt. Er lebt mit einer Köchin, die Kinder sind schmutzig und schlecht erzogen, es wird gelogen und betrogen, um den Vermieter zu beruhigen. Ein „echter“ Dichter lässt sich laut Fontane durch seine Unordnung und sein unkonventionelles Leben erkennen.

In Kontrast dazu steht der Dichter, der ordentlich ist, Geld erhält und Auszeichnungen bekommt. Dieser wird vom lyrischen Ich als „kein echter Dichter“ bezeichnet. Der „echte Dichter“ wird als jemand dargestellt, der sein Dasein lebt, ohne den Konventionen der Gesellschaft zu unterliegen.

Das Gedicht hat eine eher einfache, volksliedhafte Form und besteht aus zwei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl. Es verwendet einfache, alltägliche Worte, um den banalen Alltag und die schäbige Lebensweise eines „echten“ Dichters zu beschreiben. Das leicht falsche Metrum, die abrupten Satzabbrüche und die unkonventionelle Syntax lassen das Gedicht selbst etwas „unerzogen“ und unangepasst wirken.

Abschließend lässt sich sagen, dass Theodor Fontane in „Der echte Dichter“ eine humorvolle und kritische Auseinandersetzung mit gängigen Dichterklischees vornimmt und damit gleichzeitig eine Hommage an das unangepasste und freie Leben eines Künstlers liefert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der echte Dichter“ ist Theodor Fontane. Fontane wurde im Jahr 1819 in Neuruppin geboren. Im Jahr 1895 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „Aber es bleibt auf dem alten Fleck“, „Afrikareisender“ und „Alles still!“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der echte Dichter“ weitere 214 Gedichte vor.

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