Klopstocks lyrische Poesie von Johann Gottfried Herder

Stets die blühende, zarte Blume,
Wo sie blühe! die mächt' gen Schauer Gottes
Tragend, weckend im Hauch der Allerfüllung Gottes
Ihren lispelnden Goldklang,
 
Oder wilder im Bardenhaine
Rauschend, Tochter der edlen Mutter Hertha,
Stolze Tochter, im Sturm des fernen Väterhochsangs
Roth und stolzer erzogen;
 
Lieblich immer. O aber Blume,
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Du mir lieblicher, mir, der Morgensonne
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Strahlenharfe, den Himmel tönend, wenn an Deines
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Mädchens Krone Du blühest,
 
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Ihr am Busen, o Engel, Engel!
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Welche Seele! Die zartsten, unbewegtsten
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Saiten klingen! die Kelche duften! Hundert Farben
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Kleiden schöner die Braut an,
 
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Edens Wohnerin, Blumenseele.
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Und sie starb, der Du blühetest! da sankest
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Du auch nieder, ertöntest Todeslaut, bis wieder
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Dir - welch anderer Trost kam!
 
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Vaterland! und das süße Wahnbild
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Täuscht Dich noch, und die Bardensprache tönt Dir
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Bardesang! und erfindest ihm Stimmen! Hermann's Barden,
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Wie sie edel Dir singen!
 
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Singe, täusche Dich lang', entschlummre
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Nie dem zweiten geliebten Wahnesbilde,
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Hermann's Barden! und Vaterland! denn, ach, entschaden
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Sie Dir alle denn, Cidli?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Klopstocks lyrische Poesie“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
160
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Klopstock's lyrische Poesie“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem bedeutenden Dichter und Philosophen der deutschen Aufklärung und des Sturm und Drang. Sein Werk läuft parallel zu den geistigen und literarischen Bewegungen des 18. Jahrhunderts.

Vor dem Hintergrund dieser zeitlichen Einordnung drückt Herder im Gedicht seine Bewunderung für Friedrich Gottlieb Klopstock aus, einen anderen zentralen Dichter und Vorreiter der Epoche. Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt eine starke Wertschätzung für die lyrische Poesie Klopstocks und eine melancholische Stimmung.

Herder verwendet metaphorische und lebendige Sprache, um die Qualität von Klopstocks Poesie hervorzuheben. Die blühende Blume, die mächtige Schauer Gottes und der lispelnde Goldklang, all dies sind starke, lebendige Bilder, die Klopstocks Poesie als eine Kunst formen, die das Göttliche und das Erhabene in der Heimat erreicht und gleichzeitig einfache Schönheit und Zärtlichkeit einfängt.

Die Verwendung von wiederkehrenden Begriffen wie „Blume“ und „Engel“ verstärken die emotionale Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und der Poesie Klopstocks. In vielerlei Hinsicht scheint das lyrische Ich nicht nur die Bedeutung von Klopstocks Poesie zu würdigen, sondern sie auch als Heilmittel für tiefgreifendes persönliches Leid anzuerkennen. Das wiederholte Auftreten des Wortes „Barden“, ein alter Begriff für Dichter oder Sänger, spiegelt die hohe Achtung des lyrischen Ichs für Klopstock als Dichter wider.

In Bezug auf die Form ist das Gedicht in sieben vierzeilige Strophen unterteilt. Jede Strophe erzählt eine eigene Geschichte und schafft ihre eigenen Bilder, bleibt aber mit dem allgemeinen Thema von Klopstocks Poesie und ihrer Wirkung auf das lyrische Ich verbunden.

Die verwendete Sprache ist hochgestochen und poetisch, mit komplexen Metaphern und umfangreichem Wortschatz. Sie erzeugt eine Atmosphäre von Schönheit und Ehrfurcht und spiegelt den Bewunderung des lyrischen Ichs für Klopstocks Poesie wider. Gleichzeitig betont die wiederholte Erwähnung von weiblichen Figuren, einschließlich „Tochter der edlen Mutter Hertha“, „Mädchens Krone“ und „Edens Wohnerin“ die Rolle der Frauen in Klopstocks Poesie und im Leben des lyrischen Ichs.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Klopstock's lyrische Poesie“ eine Ode an die Schönheit und Spiritualität von Klopstocks Poesie und ihre heilende, erhebende Wirkung auf das lyrische Ich ist. Es ist ein starkes Beispiel für Herders Ausdrucksfähigkeit und seinen Einsatz von Poesie, um menschliche Emotionen und Erfahrungen zu kommunizieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Klopstocks lyrische Poesie“ ist Johann Gottfried Herder. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise im Jahr 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) kennzeichnet gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Toleranz, Menschlichkeit und Übereinstimmung von Mensch und Natur, von Individuum und Gesellschaft sind die Ideale der Klassik. Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. In der Lyrik haben die Autoren auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Darüber hinaus verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die bedeutenden Schriftsteller der Weimarer Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das 160 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Die Gedichte „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Zum Autor des Gedichtes „Klopstocks lyrische Poesie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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