Die gegeißelte Psyche von Conrad Ferdinand Meyer
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Wo von alter Schönheit Trümmern |
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marmorhell die Säle schimmern, |
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windet blaß und lieblich eine |
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Psyche sich im Marmelsteine. |
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Unsichtbarem Geißelhiebe |
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beugt sie sich in Qual und Liebe, |
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auf den zarten Knieen liegend, |
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enge sich zusammenschmiegend. |
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Flehend halb, und halb geduldig, |
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trägt sie Schmach und weiß sich schuldig, |
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ihre Schmerzensblicke fragen: |
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Liebst du mich? und kannst mich schlagen? |
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Soll dich der Olymp begrüßen, |
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arme Psyche, mußt du büßen! |
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Eros, der dich sucht und peinigt, |
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will dich selig und gereinigt. |
Details zum Gedicht „Die gegeißelte Psyche“
Conrad Ferdinand Meyer
4
16
78
1825 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Das zitierte Gedicht trägt den Titel „Die gegeißelte Psyche“ und wurde von Conrad Ferdinand Meyer verfasst, einem der bekanntesten Autor des Realismus in der Schweiz, der von 1825 bis 1898 lebte. Dieses Gedicht lässt sich demnach zeitlich um das 19. Jahrhundert herum einordnen.
Auf den ersten Blick fällt die durchaus bildhafte und anspruchsvolle Sprache sowie die eher düstere Atmosphäre des Gedichts auf. Der Inhalt zeigt die darstellende Figur der Psyche als leidende und sich nach Liebe und Annahme sehnende Wesen. Die Psyche sucht nach der Liebe von Eros, dem Gott der Liebe der griechischen Mythologie, und muss dafür leidvolle Taten ertragen, um gereinigt und selig zu werden.
Der Inhalt des Gedichts scheint anzudeuten, dass das lyrische Ich die inneren Kämpfe, Herausforderungen und das Leid der Seele - repräsentiert durch die Figur der Psyche - ausdrücken will. Es wird eine Auseinandersetzung mit Schmerz, Leid und Liebe angedeutet, die auf einer tiefen emotionalen Ebene stattfindet.
In Bezug auf die Form ist das Gedicht in vier Strophen zu je vier Versen strukturiert, die scheinbar einen konsequenten Aufbau von einer bildhaften Beschreibung der leidenden Psyche hin zu einer Resolution und Erlösung durchführen. Die Sprache des Gedichts ist eher traditionell und altmodisch, passt jedoch sehr gut zum Sujet und zur Atmosphäre des Gedichts. Die sprachlichen Bilder sind sehr klar und anschaulich, mit einem Schwerpunkt auf den emotionalen Zuständen der Psyche und der Wechselwirkung zwischen Schmerz und Liebe. Die Verwendung der griechischen Mythologie trägt zu diesem intensiven und ergreifenden Bild bei.
Insgesamt betrachtet, scheint „Die Gegeißelte Psyche“ von Conrad Ferdinand Meyer also eine interpretative Auseinandersetzung mit den Themen Liebe, Leid und Selbstaufopferung zu sein, vermittelt durch die mächtigen Bilder der griechischen Mythologie und der sorgfältigen sprachlichen Inszenierung des Autors.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die gegeißelte Psyche“ des Autors Conrad Ferdinand Meyer. Im Jahr 1825 wurde Meyer in Zürich geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1841 und 1898. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Bei Meyer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Die Gedichte „Die Füße im Feuer“, „Fülle“ und „Gespenster“ sind weitere Werke des Autors Conrad Ferdinand Meyer. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die gegeißelte Psyche“ weitere 80 Gedichte vor.
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