Eifersucht von Johann Gottfried Herder

O Leben wie im Himmelreich,
Zwei Herzen, edel und sich gleich
Und Eins! Ein Wunsch, ein süßes Streben
Nach Glück, ein Glück, ein Liebeleben!
Ein Himmelreich! - Nur, Himmelreich,
Auch Du, auch Du
Hast einen Feind der Ruh,
Die Hyder Eifersucht! Und, Gott, was ist ihr gleich!
 
Was sonst wie scharf die Liebe trifft,
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Reiz ist es, Salz, nicht fressend Gift!
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Noth, Blöde, Trennung, Hindernisse,
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Was ist's, das Liebe mehr versüße,
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Mehr lohne! - Aber hier in Noth,
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Wer giebt mir Ruh?
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Wer Trost für Dich, o Du,
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Du Hölleneifersucht? - Auf dieser Welt? - Nur Tod!
 
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Sie fälschet, blendet, gaukelt an
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Die ganze Welt mit Lügenwahn,
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Führt, Irrlicht, uns auf welche Wege
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Voll Nacht, voll Graun! Auf Höllenwege!
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Wie Teufel martern, martert sie
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Das arme Herz
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Mit glühndem, langen Schmerz.
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Ach, Alles, Alles leid' ich - Dich, o Dich nur nie!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Eifersucht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
142
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Eifersucht“ stammt von Johann Gottfried Herder, der von 1744 bis 1803 lebte. Herder war eine zentrale Figur der Weimarer Klassik und hatte großen Einfluss auf die deutsche Literatur und Philosophie.

Das erste Gefühl, das dieses Gedicht hervorzurufen scheint, ist eine Kombination aus Verzweiflung und Leidenschaft, mit einer starken Betonung der Emotion Eifersucht.

In Bezug auf den Inhalt: Das lyrische Ich beschreibt eine Beziehung, die zunächst als himmlisch und harmonisch dargestellt wird. Dieses Glück wird allerdings durch das Aufkommen von Eifersucht gestört, die dem Paradies seinen Frieden raubt. In dem Gedicht wird Eifersucht als eine schmerzhafte und zerstörerische Emotion dargestellt, die als eine Art „Höllenfeuer“ beschrieben wird, das das Herz quält und eine Wahrnehmung der Welt durch den „Lügenwahn“ verursacht.

Die Botschaft des lyrischen Ichs scheint darin zu bestehen, dass trotz aller Schmerzen, die andere Arten von Leid mit sich bringen können, die Eifersucht das Schlimmste ist, was es ertragen muss - insbesondere, da es die andere Person nicht leiden sehen will, die es liebt.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen, hat also eine sehr symmetrische Struktur. Die Sprache ist deutlich und emotional, mit starken Kontrasten zwischen Positivem (Himmel, Liebe, Glück) und Negativem (Eifersucht, Hexe, Tod) sowie vielen exklamatorischen Ausdrücken, die eine hoch emotionale Atmosphäre erzeugen.

Darüber hinaus sind die häufigen Anspielungen auf das Übernatürliche (Teufel, Irrlichter, Höllenwege) charakteristisch für die damalige literarische Epoche, die Sturm und Drang und Romantik überlappt. Sie verleihen dem Gedicht eine dramatische, fast theatralische Dimension und spiegeln die extreme Intensität der Gefühle wider, die das lyrische Ich ausdrückt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Eifersucht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Zentrale Vertreter dieser Epoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod 1832 ihr Ende nahm. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Zu den essenziellen Motiven der Weimarer Klassik gehören unter anderem Menschlichkeit und Toleranz. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Vertreter der Epoche haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 142 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Flüchtigste“, „Das Gesetz der Welten im Menschen“ und „Das Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Eifersucht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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