Zwei Auerstiere ging der Löw einst an von Johann Gottfried Herder

Zwei Auerstiere ging der Löw' einst an;
Sie standen zwei für einen Mann.
Da ward nichts draus;
Er ging nach Haus,
Bis er sie jeden einzeln fand,
Und überwand.
 
Mein Vaterland,
Deutschland!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Zwei Auerstiere ging der Löw einst an“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
32
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Johann Gottfried Herder, einem deutschen Dichter der Sturm und Drang und Aufklärungsperiode im späten 18. Jahrhundert.

Mein erster Eindruck des Gedichts ist, dass es eine Art von Aesop's Fabel oder Tiergeschichte ist, die dazu dient, eine moralische oder politische Botschaft zu vermitteln.

Inhaltlich erzählt das Gedicht eine Geschichte eines Löwen, der vergeblich versucht, zwei Auerstiere gleichzeitig anzugreifen. Erst als er sie einzeln anvisiert, gelingt es ihm, sie zu besiegen. Die letzte Strophe lautet „Mein Vaterland, Deutschland!“, wodurch eine metaphorische Verknüpfung der Tiergeschichte mit einer gesellschaftlichen oder politischen Botschaft im Kontext von Deutschland hergestellt wird. Sie könnte als Aufruf zur Einheit und geschlossenen Verteidigung gegen einen gemeinsamen Feind interpretiert werden, den man im Kollektiv leichter überwinden kann.

Die Form des Gedichts besteht aus zwei Strophen mit insgesamt acht Versen, wobei die erste Strophe eine Tiergeschichte erzählt und die zweite die Verbindung zu Deutschland herstellt. Der Rhythmus ist gleichmäßig und der Reim klingt natürlich und unaufdringlich, die Sprachwahl schlicht.

Die Stilmittel von Fabeln und Metaphorik sind typisch für Herder und die Literatur seiner Zeit. Sie dienen dem Ziel, abstrakte Ideen und Moralvorstellungen in eine greifbare, anschauliche Form zu bringen. In diesem Fall könnte die Geschichte des Löwen als Metapher für die politischen Herausforderungen gesehen werden, mit denen Deutschland bzw. die vielfältigen deutschen Staaten zu Herders Zeit konfrontiert waren. Ungeachtet der genauen Interpretation, spiegelt das Gedicht den Geist der Sturm und Drang Bewegung sowie der Aufklärung wider, Werte wie Einheit, Solidarität und tapfere Verteidigung der eigenen Heimat hervorzurufen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zwei Auerstiere ging der Löw einst an“ ist Johann Gottfried Herder. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch Definitionen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bedeutenden Schriftsteller der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Weitere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 32 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“. Zum Autor des Gedichtes „Zwei Auerstiere ging der Löw einst an“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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