Dem, der Dich verehrt mit Grauen von Johann Gottfried Herder

Dem, der Dich verehrt mit Grauen,
Wolle ja nicht trauen!
Weißest Du, warum die Schlange sticht?
Weil sie Dich verehrt mit Grauen
Und sich fürchtet, daß Dein Fuß ihr nicht
Den Kopf zerbricht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Dem, der Dich verehrt mit Grauen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
33
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dem, der Dich verehrt mit Grauen“ stammt von dem deutschen Dichter Johann Gottfried Herder, der zu den Hauptvertretern der Aufklärung und der Weimarer Klassik zählt. Das Werk wurde in der Epoche der Aufklärung verfasst, welche sich von etwa 1720 bis 1800 erstreckte.

Bereits beim ersten Lesen wird ein auf den Empfänger gerichteter Ratschlag deutlich: Demjenigen, der dich mit Furcht verehrt, soll nicht vertraut werden. Das Gedicht weist einen ernsten, warnenden Ton auf und vermittelt ein Unbehagen gegenüber der in Vers 3 genannten Schlange, die als metaphorisches Symbol für die verborgenen Gefahren der Welt steht.

Inhaltlich geht das lyrische Ich auf eine Person ein, die von jemandem verehrt wird, wobei diese Verehrung durch ein Grauen, also eine starke Furcht, gekennzeichnet ist. Das lyrische Ich stellt eine Frage: Weiß die Person, warum die Schlange sticht? Und liefert die Antwort selbst: Weil die Schlange sich fürchtet, dass ihr Kopf von demjenigen zerquetscht wird, den sie mit Angst verehrt. Hier entsteht das Bild einer Schlange als gefährliches Wesen, das aus Angst und Respekt angreift. Diese Schlange könnte eine Metapher für einen Menschen sein, der aus Angst, Missgunst oder Neid heraus schadet.

Formal präsentiert sich das Gedicht in einer einzigen sechsstimmigen Strophe. Sprachlich fällt eine klare, direkte Ausdrucksweise auf, die auf bildliche Vergleiche und einen nüchternen, warnenden Ton setzt. Die Metapher der Schlange ist beeindruckend eingesetzt, um eine Botschaft der Vorsicht und Misstrauen gegenüber jenen zu vermitteln, die aus Furcht und Grauen heraus Respekt zeigen.

Zusammengefasst zeigt das Gedicht „Dem, der Dich verehrt mit Grauen“ auf, dass Verehrung, die aus Furcht und Grauen resultiert, nicht gleichzusetzen ist mit Vertrauenswürdigkeit oder Loyalität. Im Gegenteil, sie kann ein Signal für potenzielle Gefahr sein. Herder nutzt die Metapher der Schlange effektiv, um diese Botschaft zu verdeutlichen und eine deutliche Warnung auszusprechen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Dem, der Dich verehrt mit Grauen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch Definitionen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Der Begriff Humanität ist von zentraler Bedeutung für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Darüber hinaus verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 33 Worte. Die Gedichte „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Dem, der Dich verehrt mit Grauen“ weitere 413 Gedichte vor.

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