Nach Körnern scharrt der Hahn von Johann Gottfried Herder

Nach Körnern scharrt' der Hahn
Und fand ein Perlein. Sah es an:
»Was soll ich nun mit Dir?
Ein Träberkorn wär' nützer mir!«
 
»Ein trefflich Buch! dem Autor Heil und Gruß!
Doch - leider, daß ich's sagen muß!
Für uns Factoren,
Des heil'gen Römerreichs Papier-Imperatoren
Von wenigem Genuß.
10 
Ein Läufer der!
11 
Schreib' Er mir einen Hübner, Herr!
12 
Muzelius! ein kritisches Journal!«
13 
Sie sangen All' in hoher Zahl:
14 
»Muzelius! Muzelius!
15 
Journal! Journal! Journal!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Nach Körnern scharrt der Hahn“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Johann Gottfried Herder, ein deutscher Dichter, Theologe und Philosoph des 18. Jahrhunderts, der als eine der Schlüsselfiguren der Weimarer Klassik gilt.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als komisch und allegorisch. Es handelt von einem Hahn, der Körner sucht, stattdessen aber eine Perle findet. In der zweiten Strophe überträgt Herder diese allegorische Darstellung auf die literarische Welt, indem er die Perle mit einem hervorragenden Buch vergleicht, das von „Factoren“ oder Kritikern nicht geschätzt wird.

Das lyrische Ich benutzt den Hahn als Symbol für Personen, die nicht in der Lage sind, den wahren Wert oder die Schönheit eines Dinges zu erkennen und stattdessen nur praktische oder materielle Vorteile sehen. Dies wird weiter durch die Figur der „Factoren“ ergänzt, die anscheinend nur konventionelle, populäre Werke schätzen und die Einzigartigkeit des „trefflichen Buches“ nicht erkennen können.

Das Gedicht ist in zwei Strophen unterteilt, wobei die erste aus vier und die zweite aus elf Versen besteht. Die Struktur des Gedichts folgt keinem bestimmten Reim- oder Versmaß, aber Herder spielt mit Klang und Rhythmus, um sein Werk lebendiger und ansprechender zu gestalten. Die Sprache ist eher schlicht und in Teilen ironisch, ein Stilelement, das die satirische Botschaft Herders untermalt.

Zusammenfassend ist das Gedicht „Nach Körnern scharrt' der Hahn“ von Johann Gottfried Herder eine Allegorie auf die Unfähigkeit mancher Individuen oder Gesellschaftsgruppen, den Wert von Schönheit, Originalität oder Qualität zu erkennen, belegt mit einer kritischen Betrachtung der Literaturkritik seiner Zeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nach Körnern scharrt der Hahn“ des Autors Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Zwei sich deutlich unterscheidende Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und endete mit dem Tod von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1832. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Die Vertreter der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit erreichen zu können. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 72 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nach Körnern scharrt der Hahn“ weitere 413 Gedichte vor.

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