Zusammen reisten Hund und Hahn von Johann Gottfried Herder

Zusammen reisten Hund und Hahn;
Die Nacht brach an.
Der Hahn flog auf den Baum,
Hund nahm vorlieb
In einer Höhle Raum.
Morgen brach an;
Da kräht' der Hahn.
Schnell schlich der Dieb,
Herr Fuchs, heran:
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»Ihr' Hoheit, darf ich nahn?«
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»Frag unten,« kräht der Morgensänger Hahn,
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»Bei meinem Pförtner an!«
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Hund aus der Höhle
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Ihm an die Kehle.
 
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Ein treuer Hund, ein treuer Hahn,
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Compan!
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Am Wipfel oder in der Höhle
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Nur eine Seele.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Zusammen reisten Hund und Hahn“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zusammen reisten Hund und Hahn“ stammt von Johann Gottfried Herder, einem bedeutsamen Literaten und Philosophen der deutschen Aufklärungsepoche, der von 1744 bis 1803 lebte.

Die erste Lektüre hinterlässt den Eindruck einer Fabel, in der Tiere als Charaktere auftreten und menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen symbolisieren. Im Besonderen erweist es sich als eine Erzählung von Freundschaft und Loyalität, die durch die Perspektiven des Hahns und des Hundes veranschaulicht wird.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Hundes und eines Hahns, die gemeinsam auf Reisen gehen. Als die Nacht hereinbricht, nimmt der Hahn Platz auf einem Baum, während der Hund Schutz in einer Höhle sucht. Mit Anbruch des Morgens kräht der Hahn und weckt dadurch einen Fuchs, der sich als potenzielle Gefahr nähert. Der Hahn weist den Fuchs jedoch an, sich zunächst beim Hund, seinem „Pförtner“, zu melden, und der hundegetreue Gefährte verteidigt den Hahn, indem er dem Fuchs „an die Kehle“ geht. Die Erzählung endet mit dem Ausdruck der engen Bindung zwischen Hund und Hahn, die trotz ihres unterschiedlichen Lebensraums „nur eine Seele“ sind.

Die poetische Stimme bzw. das lyrische Ich in der Geschichte scheint in erster Linie die Geschichte zu erzählen, und zwar ohne persönliche Meinung oder Stellungnahme. Es könnte jedoch argumentiert werden, dass das lyrische Ich die enge Verbundenheit und Loyalität zwischen den beiden Tieren betont und damit möglicherweise eine tiefere Botschaft über Freundschaft und Zusammenhalt in der Konfrontation mit potenziellen Gefahren vermittelt.

Was die Form und Sprache des Gedichts angeht, so ist es in Reimen verfasst, die eine angenehme Rhythmik erzeugen. Es verwendet einfache und direkte Sprache, die den Zugang für ein breiteres Publikum erleichtert. Die Wahl, Tiere als Charaktere zu verwenden, impliziert narrative Distanz, ermöglicht aber zugleich eine ausdrucksvolle Darstellung menschlicher Themen. Die Personifikation der Tiere verleiht der Geschichte eine bestimmte Charme und ermöglicht gleichzeitig eine tiefergehende Interpretation hinsichtlich menschlicher Verhaltensweisen und Beziehungen.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Zusammen reisten Hund und Hahn“. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um junge Autoren. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und endete mit dem Tod von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1832. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die wichtigsten Themen. Die Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Autoren haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 75 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „An Auroren“, „An den Schlaf“ und „An die Freundschaft“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zusammen reisten Hund und Hahn“ weitere 413 Gedichte vor.

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