Der Musen Liebling, hörest Du von Johann Gottfried Herder

»Der Musen Liebling, hörest Du
Dem Froschgesange zu?«
»Ich suchte hier die Nachtigall.«
»Hier in dem Fröschequall!
Geh in die stille Mitternacht,
Wo nur der Mond
Am Himmel thront,
Und Lieb' und Klage wacht!
Da schlägt die Nachtigall
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Mit Engelschall.«
 
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»Ist doch in dem und dem Journal
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So nichts anitzt für meine Wahl.«
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»Und suchst Du denn für Deine Wahl
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Itzt etwas im Journal?«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Musen Liebling, hörest Du“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
64
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht mit dem Titel „Der Musen Liebling, hörest Du“ stammt von dem deutschen Dichter und Theologen Johann Gottfried Herder, der von 1744 bis 1803 lebte. Er wird oft dem Zeitalter des Sturm und Drang zugeordnet, welches wiederum Teil der Aufklärung ist.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht wie ein Dialog, vermutlich zwischen zwei Personen, da ständig Fragen gestellt und auf diese geantwortet wird. Der erste Teil des Gedichts behandelt das Hören eines Froschgesangs und das Suchen nach einer Nachtigall sowie den Unterschied dieser beiden Töne oder Lieder. Der zweite Teil beginnt mit einer Klage über ein Journal und endet mit einer Frage, welche implizit kritisiert, dass das lyrische Ich im Journal nach passendem Inhalt sucht.

Analytisch betrachtet, lässt sich der Inhalt wie folgt zusammenfassen: Das lyrische Ich wird von einer anderen Person gefragt, ob es dem Froschgesang zuhört. Es antwortet, dass es die Nachtigall suche. Daraufhin erhält es den Rat, es solle zu der stillen Mitternacht gehen, da dort die Nachtigall singen würde. Im zweiten Teil des Gedichts beklagt das lyrische Ich, dass es im Journal nichts Passendes für sich finde, was wiederum eine Frage auslöst, warum es überhaupt im Journal sucht.

Sprachanalytisch ist zu bemerken, dass das Gedicht mehrere rhetorische Fragen aufweist, die vor allem der Interaktion zwischen den Sprechern und der Konfrontation von unterschiedlichen Perspektiven dienen. Zudem ist das Gedicht in zwei Strophen aufgeteilt mit insgesamt 14 Versen; die erste Strophe hat 10 Verse und die zweite 4, was eine ungewöhnliche Struktur bildet.

Auf Formebene steht das Gedicht in einer Tradition der Lyrik, die den Dialog als zentrales Stilmittel nutzt. Es mischt klassische lyrische Motive wie die Nachtigall und den Mond mit prosaischen Elementen wie dem Journal. Darüber hinaus spielt es mit Kontrasten und Gegensätzen wie Tag und Nacht, Frosch und Nachtigall, Lärm und Stille, um die Suche nach dem Besonderen und Schönen in der Welt hervorzuheben.

Insgesamt lässt sich das Gedicht als eine Auseinandersetzung mit der Kunst und der Suche nach Inspiration interpretieren. Das lyrische Ich sucht nach etwas Besonderem, und wird ermahnt, dies nicht in der Lautstärke und Oberflächlichkeit eines Froschquakens oder eines Journals zu suchen, sondern in der Stille und Tiefe der Nacht und der Natur.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Der Musen Liebling, hörest Du“. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Literaturepoche endete im Jahr 1832 mit dem Tod Johann Wolfgang von Goethes. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Der Begriff Humanität ist prägend für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Dichter haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 64 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Apollo“, „Bilder und Träume“ und „Das Flüchtigste“. Zum Autor des Gedichtes „Der Musen Liebling, hörest Du“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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