Die Sprudelbrunnen sollen Steuer geben von Johann Gottfried Herder
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»Die Sprudelbrunnen sollen Steuer geben; |
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Die sanften Quellen fließen frei!« |
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Heil ihm! ihm sei |
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Ein langes Leben, |
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Der so befahl! |
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Die Jungfrauquelle ist das Himmelskind Genie, |
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Das Gottoriginal, |
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Das schenkt und tränkt |
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Und aus sich selbst sich senkt |
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Und fließt so stille. |
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Dort aber jene Gassennymphe, die |
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Aus Bacchusbäuchen fällt |
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Und vor Palästen in Geländern bellt |
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Und rauscht und röchelt - zinset sie! |
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Es ist Monarchens Wille. |
Details zum Gedicht „Die Sprudelbrunnen sollen Steuer geben“
Johann Gottfried Herder
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67
1744 - 1803
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Die Sprudelbrunnen sollen Steuer geben“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem Schlüsselfigur der literarischen Aufklärung im 18. Jahrhundert und der Weimarer Klassik.
Bereits beim ersten Eindruck vermittelt das Gedicht ein Bild der Zweiteilung. Es scheint, als ob Herder einen Kontrast zwischen natürlichen und künstlichen Wasserquellen darstellen möchte. Das lyrische Ich, das die Stimme des Dichters widerspiegelt, erklärt, dass die „Sprudelbrunnen“, das heißt künstlich hergestellte Quellen oder die reichen und mächtigen Leute, Steuern zahlen sollen, während die „sanften Quellen“, das heißt natürliche oder die einfachen und unschuldigen Menschen, frei fließen sollen.
Die zweite Strophe enthält eine Würdigung derjenigen, welche die oben genannte Ordnung festlegen. Das „Himmelskind Genie“ oder das „Gottoriginal“, das allegorisch für natürliche Talente und Gaben steht, wird als eine unabhängige und selbstauferlegte Kraft dargestellt. Im Kontrast hierzu steht die „Gassennymphe“, die repräsentativ für künstliche oder von Menschen geschaffene Kräfte steht und aus „Bacchusbäuchen“, also Plätzen des Überflusses und Vergnügens, hervorgeht. Sie wird als unruhig und störend dargestellt. Die letzte Zeile „Es ist Monarchens Wille.“ unterstreicht, dass diese Art der Ordnung durch Herrschergewalt diktiert wird.
Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit unterschiedlichem Verstakt. Die erste Strophe besteht aus nur zwei Versen und die zweite Strophe aus dreizehn Versen, was eine ungewöhnliche Asymmetrie darstellt. Diese unterschiedliche Länge der Strophen kann die Intensität und Bedeutung der Aussagen innerhalb derselben widerspiegeln. Die Form des Gedichts ist frei und die Sprache ist weitgehend einfach und verständlich, aber mit symbolischen und allegorischen Elementen, die den tieferen zentralen Gedanken des Gedichts darstellen. Die Sprache zeugt von Herders Einfallsreichtum und Fähigkeit, komplexe Ideen in zugänglicher Form zu präsentieren.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Herder in diesem Gedicht eine Art sozialen Kommentar liefert, indem er natürliche und künstliche Wasserquellen als metaphorische Darstellungen sozialer Klassen nutzt. Es stellt eine Kritik an der Ungerechtigkeit der Herrschaft und der Verteilung von Reichtum dar. Ebenso vermittelt es die Anerkennung und den Respekt für die natürliche Kreativität und Unabhängigkeit und lehnt künstliche und zwanghafte Strukturen ab.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Die Sprudelbrunnen sollen Steuer geben“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.
Die Literaturepoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen werden in der Literatur genutzt. Die Weimarer Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Individuums zum Guten aus. Ihr Bestreben ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Dichter der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Vernunft und Gefühle gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Das Individuum ist also von höheren Mächten bestimmt. In der Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen sind oftmals in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bekanntesten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.
Das vorliegende Gedicht umfasst 67 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Die Gedichte „Bilder und Träume“, „Das Flüchtigste“ und „Das Gesetz der Welten im Menschen“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Sprudelbrunnen sollen Steuer geben“ weitere 413 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Gottfried Herder sind auf abi-pur.de 413 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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