Da lacht die wilde Blume von Johann Gottfried Herder

»Da lacht die wilde Blume,
Und was ich mir zum Ruhme
Hineingesät,
Vergeht.«
Freund, was die Mutter Erd' erzieht,
Das blüht;
Was Du der Aftermutter zwingest auf,
Geht drauf.
 
Ihr Regelndichter
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Und Künsterichter,
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Seit Ihr seid,
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Hat nichts Freud';
13 
Verdorrt ist alles Land
14 
Durch Eure Hand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Da lacht die wilde Blume“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
46
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Da lacht die wilde Blume“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter und Philosophen, der von 1744 bis 1803 lebte.

Auf den ersten Blick drückt das Gedicht eine Art Melancholie und Kritik aus, es entsteht ein Bild von Natur und Mensch und das Zusammenspiel zwischen beiden.

In einfachen Worten geht es in diesem Gedicht um das, was natürlich und vom Menschen unberührt ist, im Gegensatz zu dem, was vom Menschen manipuliert und beeinflusst wird. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich darüber, wie die wilde, natürlich gewachsene Blume blüht und lacht, während das, was das lyrische Ich mühsam gepflanzt hat, vergeht. In der zweiten Strophe richtet sich das lyrische Ich an Regelndichter und Künsterichter, also die, die sich an festen Regeln und Konstrukten orientieren, und hält ihnen vor, dass seit ihrer Existenz keine wahre Freude mehr zu existieren scheint. Das Land, also die Natur und wahrscheinlich auch das natürliche Schaffen, ist aus Sicht des lyrischen Ichs verdorrt durch ihre Einflussnahme.

Die Botschaft des lyrischen Ichs ist klar: Es wertschätzt das Natürliche, Unbeeinflusste und wirft jenen, die das Künstlerische und Schöpferische mit Regeln und Vorgaben einschränken, vor, das Leben und das natürliche Wachstum zu erdrücken.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen: Die erste Strophe hat acht Verse, die zweite sechs. Der Reim ist nicht durchgängig, was dem Gedicht einen freieren und natürlicheren Ausdruck verleiht. Sprachlich setzt Herder einfache, direkte Worte ein, was die Botschaft klar und unverblümt macht.

Insgesamt arbeitet das Gedicht geschickt mit Metaphern und Symbolen, vor allem der „wilden Blume“ und dem „Land“, um seine Botschaft zu verdeutlichen: Der Wert des Echten, Natürlichen gegenübere dem von Menschen Veränderten. Es ist eine Hommage an das einfache und natürliche Leben und in gewisser Weise auch eine Kritik an der menschlichen Zivilisation und ihrer Tendenz zur Überregulierung und Manipulation natürlicher Prozesse und Ausdrucksformen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Da lacht die wilde Blume“ ist Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und endete mit Goethes Tod im Jahr 1832. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik typisch. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die wichtigsten Dichter der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 46 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Apollo“, „Bilder und Träume“ und „Das Flüchtigste“. Zum Autor des Gedichtes „Da lacht die wilde Blume“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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