Ein Esel dient beim Gärtner von Johann Gottfried Herder

Ein Esel dient' beim Gärtner.
Da mußt' er
Mit Kraut zum Markt, das ward ihm schwer;
Er zog zum Töpfer.
Der Esel dient' beim Töpfer.
Hier schleppt' er
Gar Winter durch und Sommer
Noch schwerer;
Und weh! zerbrach er
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Ein Töpfchen - armer Esel,
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Kriegst Prügel.
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Der Esel zog zum Gerber.
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»Weh mir! hier schlepp' ich leider
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Schon Leder meiner Brüder!
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Komm' nimmer los nun, nimmer.
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Ich seh', er schielt schon immer
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Nach meinem Leder.«
 
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Professor! große Pension!
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Nur mit Beding, daß Er mir nie
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Aus meinem Lande zieh';
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Sein Fell steckt mit im Lohn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ein Esel dient beim Gärtner“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichts „Ein Esel dient' beim Gärtner“, einem bedeutenden deutschen Dichter, Theologen und Philosophen der Aufklärungszeit, der von 1744 bis 1803 lebte.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass die Sprache des Gedichts recht einfach und schnörkellos ist. Dennoch bietet es eine Reihe von Implikationen und Tipps zur Interpretation. Es scheint, als ob das Gedicht die Geschichte eines arbeitsamen Esels erzählt, der nacheinander bei verschiedenen Meistern dient und am Ende vom Autor als Metapher für den Professor verglichen wird.

Inhaltlich verfolgt das Gedicht eine lineare Handlung. Der Titelheld, der Esel, findet in einer Reihe von verschiedenen Berufen Arbeit, beginnend als Gärtner, später als Töpfer und schließlich als Gerber. In jedem dieser Berufe findet der Esel die Arbeit hart und unbequem, wobei er wiederholt darauf hingewiesen wird, dass er nur dann belohnt (oder bestraft) wird, wenn er seine Arbeit erfolgreich ausführt. Auf seine letzte Stelle als Gerber reagiert der Esel mit Entsetzen, da er mit dem Leder seiner eigenen Art arbeiten muss und befürchtet, dass er selbst ausgenutzt wird.

Die Aussage des lyrischen Ichs ist allerdings mehrdeutig. In der Grundinterpretation geht es darum, dass der Esel, egal wo er hingeht oder wie hart er arbeitet, immer in einer ungeliebten Position bleibt. In der tieferen Deutung nutzt Herder den Esel als Metapher für die Arbeitenden der niederen Klassen, die unter harten Bedingungen arbeiten und wenig Anerkennung oder Lohn erhalten.

Hinsichtlich der formalen und sprachlichen Analyse besteht das Gedicht hauptsächlich aus kurzen und prägnanten Versen, was ein einfaches Lesen und Verstehen des Gedichts ermöglicht. Es ist in zwei Strophen unterteilt, die erste besteht aus 17 Versen und die zweite aus 4 Versen. Der Rhythmus und der Vers sind unregelmäßig, was zur munteren Natur des Gedichts beiträgt, und es gibt eine klare Tendenz zur Wiederholung. Der Wechsel zwischen verschiedenen Berufen und verschiedenen Herren, bei denen der Esel dient, schafft ein Bild von ständigem Wandel und Unsicherheit.

Insgesamt ist „Ein Esel dient' beim Gärtner“ ein Gedicht, das auf den ersten Blick einfach wirken mag, aber bei näherer Betrachtung eine Vielzahl von Interpretationen und Bedeutungen zulässt. Es ist ein Kommentar zur Lage der Arbeiterklasse in einer Zeit der industriellen Revolution und stellt Fragen nach der Identität und dem Wert der Arbeit.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ein Esel dient beim Gärtner“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Zwischen den Jahren 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bekanntesten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Des Weiteren verwendeten die Dichter eine gehobene, pathetische Sprache. Die bedeutenden Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 95 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Bilder und Träume“, „Das Flüchtigste“ und „Das Gesetz der Welten im Menschen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Esel dient beim Gärtner“ weitere 413 Gedichte vor.

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