Herr Fuchs und Bock, was gilts, Ihr springet Beide von Johann Gottfried Herder

»Herr Fuchs und Bock, was gilt's, Ihr springet Beide,
Ihr durst'gen Herrn, zu diesem Brunn hinab!«
Nun unten: »Kühler Trunk! sieh aber, welch ein Grab!
Wie nun hinauf?« »Dem kleinen Leide,«
Spricht Nachbar Fuchs, »hilft's bald sich ab.
Herr Bock, Er leiht mir Seinen Rücken
Und Hörner; ich spring' auf Ihm auf
Und zieh' Ihn nach. So kommt Er mit hinauf.«
Der Hörnerträger thut sich bücken;
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Fuchs springt und läuft davon den schnellsten, besten Lauf.
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»Herr Bock, wer hilft Ihm nun hinauf?«
 
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Was haben Sie nun für Geduld und Müh,
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Herr Hahnrei? Hörner haben Sie.
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Sie standen da so wohlgemuth und blind
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Und - sind noch, wo Sie sind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Herr Fuchs und Bock, was gilts, Ihr springet Beide“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Herr Fuchs und Bock, was gilt's Ihr springet Beide“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, der im 18. Jahrhundert lebte und zur Epoche der Aufklärung zählt.

Der erste Eindruck verweist auf eine Fabel oder Allegorie, in der Tiere stellvertretend für menschliche Eigenschaften oder Verhaltensweisen stehen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem durstigen Fuchs und einem Bock, die beide zu einem Brunnen springen. In ihrer Notlage schlägt der Fuchs vor, dass der Bock ihm mit seinen Hörnern helfen soll, aus dem Brunnen hinaufzuspringen und danach würde er ihn herausziehen. Doch sobald der Fuchs frei ist, lässt er den Bock zurück und macht sich aus dem Staub. In der zweiten Strophe richtet sich das lyrische Ich an den nun alleingelassenen Bock, der mit seinen Hörnern, aber ohne Hilfe dasteht und vergleicht ihn mit einem Hahnrei (betrogener Ehemann).

Die Aussage des lyrischen Ichs ist, dass Naivität und Vertrauensseligkeit ausgenutzt werden können und dass Vorsicht geboten ist, wenn Hilfe angeboten wird. Die Rolle des Bocks als Hahnrei unterstreicht diese Moral noch, da er trotz seiner Stärke (symbolisiert durch die Hörner) leichtgläubig ist und sich täuschen lässt.

Die Form des Gedichts ist recht einfach gehalten, mit kurzen und klaren Versen, verfasst in einem dialogischen Stil. Die Sprache wirkt zugleich lebendig und volkstümlich, mit einer Mischung aus direkter Rede und Erzählung. Der Autor nutzt Tiere als Protagonisten, um menschliches Fehlverhalten darzustellen und Kritik zu üben. Dies ist ein typisches Element von Fabeln und gibt dem Text einen universellen, zeitlosen Charakter.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Herr Fuchs und Bock, was gilts, Ihr springet Beide“. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Zwischen den Jahren 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Einer der populärsten Vertreter der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise im Jahr 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 kennzeichnet gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bekanntesten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Zum Autor des Gedichtes „Herr Fuchs und Bock, was gilts, Ihr springet Beide“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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