In Wolfes Rachen steckt ein Bein von Johann Gottfried Herder

In Wolfes Rachen steckt ein Bein.
Chirurgus Kranich fährt hinein
Und hat es glücklich schon.
»Herr Wolf, mein Feldscheerlohn!«
»Den hast Du,« sprach der Wolf, »Du Langhalsschnabel, schon;
Denn, Herr, bei meiner Seele,
Ihr wart mir in der Kehle.«
 
»Herr Hofmann, Eure Pension
Für so viel Sklavendienst; wo ist nun Euer Lohn?«
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»Freund, rechne mir's genug zum Lohne,
11 
Daß ich mit heiler Krone
12 
Hier wohne.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „In Wolfes Rachen steckt ein Bein“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „In Wolfes Rachen steckt ein Bein“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst. Herder war ein deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts und gehörte zur Epoche der Aufklärung und zur literarischen Strömung des Sturm und Drang.

Beim ersten Eindruck scheint das Gedicht satirisch und humorvoll zu sein. Es wird eine Interaktion zwischen drei Charakteren dargestellt: dem Wolf, dem Kranich und dem Herrn Hofmann. Diese Interaktion und die ironische Darstellung von Machtverhältnissen lassen darauf schließen, dass Herder in diesem Gedicht gesellschaftliche Fragen thematisiert.

Im ersten Teil retireviert ein Kranich ein Bein aus dem Rachen eines Wolfes und verlangt dafür seinen Lohn. Der Wolf entgegnet, dass der Kranich bereits seinen Lohn erhalten hat, da der Wolf ihn verschont hat. In der zweiten Strophe wird Herr Hofmann gefragt, wo sein Lohn für seine Sklavendienste ist. Er beantwortet dies mit der Aussage, dass es ihm als Lohn reicht, noch am Leben zu sein.

Das lyrische Ich scheint hier die Ungerechtigkeiten und die Machtverhältnisse in der Gesellschaft zu kritisieren. Es wird festgestellt, dass diejenigen, die arbeiten und Dienstleistungen erbringen, oft nicht gerecht entlohnt werden und ihre „Belohnung“ darin besteht, weiter existieren zu dürfen.

Die Form des Gedichts ist relativ einfach. Es besteht aus zwei Strophen, die aus sieben bzw. fünf Versen bestehen. Die Sprache des Gedichts ist leicht verständlich und direkt, mit einer gewissen Portion Ironie. Es werden keine komplizierten Metaphern oder Symbole verwendet, was die Botschaft des Gedichts unmittelbarer und klarer macht.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Herder in seinem Gedicht auf satirische und ironische Weise soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeiten aufzeigt. Dabei verwendet er eine einfache und verständliche Sprache, um seine Botschaft klar zu vermitteln. Der Wolf, der Kranich und Herr Hofmann repräsentieren dabei verschiedene Rollen innerhalb der Gesellschaft und deren Interaktionen spiegeln die herrschenden Machtverhältnisse wider.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „In Wolfes Rachen steckt ein Bein“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Toleranz, Menschlichkeit und Übereinstimmung von Mensch und Natur, von Gesellschaft und Individuum sind die Ideale der Klassik. Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. In der Gestaltung wurde das Wesentliche, Gültige, Gesetzmäßige aber auch der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bekanntesten Vertreter der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das 65 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „In Wolfes Rachen steckt ein Bein“ weitere 413 Gedichte vor.

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