Am Barren von Joachim Ringelnatz

Alla donna tedesca

Deutsche Frau, dich ruft der Barrn,
Denn dies trauliche Geländer
Fördert nicht nur Hirn und Harn,
Sondern auch die Muskelbänder,
Unterleib und Oberlippe.
Sollst, das Hüftgelenk zu stählen,
Dich im Knickstütz ihm vermählen.
Deutsches Weib, komm: Kippe, Kippe!
 
Deutsche Frau, nun laß dich wieder
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Ellengriffs im Schwimmhang nieder.
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So, nun Hackenschluß! Und schwinge!
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Schwinge! Hurtig rum den Leib!
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O, es gibt noch wundervolle
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Dinge. Rolle vorwärts! Rolle!
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Rolle rückwärts, deutsches Weib!
 
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Deutsche Jungfrau, weg das Armband!
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In die Hose! Aus dem Rocke!
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Aus dem Streckstütz in den Armstand,
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Nun die Flanke. Sehr gut! Danke!
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Deutsches Mädchen - Hocke, Hocke!
 
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Mußt dich keck emanzipieren
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Und mit kindlichem „Ätsch-Ätsche“
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Über Männer triumphieren,
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Mußt wie Bombe und Kartätsche
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Deine Kräfte demonstrieren.
26 
Deutsches Mädchen – Grätsche! Grätsche!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Am Barren“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des vorliegenden Gedichts „Am Barren“ ist Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies platziert das Werk in die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Das Gedicht macht auf den ersten Eindruck einen humorvollen, provokativen Eindruck, indem es Frauen auffordert, körperlich aktiv zu sein und an Geräten wie dem Barren zu turnen.

Im Inhalt scheint sich das lyrische Ich an deutsche Frauen und Mädchen zu wenden, sie zum Turnen zu ermutigen und zu feiern, dass diese Aktivität nicht nur die Gesundheit fördert, sondern auch als Demonstration von Stärke und Emanzipation dient. Es wirkt, als ob das lyrische Ich die traditionellen Geschlechterrollen infrage stellt und Frauen ermutigt, sich körperlich zu betätigen und ihre Fähigkeiten stolz zu zeigen.

Im Hinblick auf die Form besticht das Gedicht durch seinen einfachen, direkten und lebendigen Sprachstil. Es verwendet einfache, alltägliche Worte und Phrasen, ist aber durch seine lebendige und energiegeladene Darstellung körperlicher Aktivität sehr anschaulich. Die regelmäßige Verwendung von Befehlsformen schafft eine sofortige, dringliche Stimmung. In Bezug auf die sprachliche Gestaltung verwendet Ringelnatz humorvolle Wortspielereien und spielerische Neologismen (wie „Kippe, Kippe!“ oder „Hocke, Hocke!“).

Insgesamt könnten wir folgern, dass Ringelnatz hier auf humorvolle Weise die Grenzen von Geschlechterrollen infrage stellt und eine Botschaft der Gleichberechtigung und Emanzipation sendet, indem er Frauen dazu ermutigt, sich körperlich genau so zu betätigen und ihre Stärke zu zeigen, wie es traditionellerweise von Männern erwartet wird.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Am Barren“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. In München ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 122 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Zum Autor des Gedichtes „Am Barren“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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