Der alte Zieten von Theodor Fontane

Joachim Hans von Zieten,
Husaren-General,
Dem Feind die Stirne bieten,
Er that’s wohl hundert Mal;
Sie haben’s All’ erfahren,
Wie er die Pelze wusch,
Mit seinen Leibhusaren
Der Zieten aus dem Busch.
 
Hei, wie den Feind sie bläuten,
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Bei Hennersdorf und Prag,
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Bei Liegnitz und bei Leuthen,
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Und weiter Schlag auf Schlag;
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Bei Torgau, Tag der Ehre,
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Ritt selbst der Fritz nach Haus,
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Doch Zieten sprach: „ich kehre
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Erst noch mein Schlachtfeld aus.“
 
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Sie kamen nie alleine,
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Der Zieten und der Fritz,
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Der Donner war der Eine,
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Der Andre war der Blitz.
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Es wies sich keiner träge,
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Drum schlug’s auch immer ein,
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Ob warm’, ob kalte Schläge,
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Sie pflegten gut zu sein. –
 
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Der Friede war geschlossen,
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Doch Krieges Lust und Qual,
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Die alten Schlachtgenossen
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Durchlebten’s noch einmal;
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Wie Marschall Daun gezaudert,
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Und Fritz und Zieten nie,
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Es ward jetzt durchgeplaudert
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Bei Tisch, in Sanssouci.
 
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Einst mocht’ es ihm nicht schmecken,
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Und sieh’, der Zieten schlief,
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Ein Höfling wollt’ ihn wecken,
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Der König aber rief:
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„Laßt schlafen mir den Alten,
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Er hat in mancher Nacht
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Für uns sich wach gehalten,
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Der hat genug gewacht.“ –
 
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Und als die Zeit erfüllet,
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Des alten Helden war,
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Lag einst, schlicht eingehüllet,
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Hans Zieten, der Husar:
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Wie selber er genommen
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Die Feinde stets im Husch,
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So war der Tod gekommen
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Wie Zieten aus dem Busch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Der alte Zieten“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
223
Entstehungsjahr
1847
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der alte Zieten“ ist Theodor Fontane, ein deutscher Schriftsteller und Journalist des 19. Jahrhunderts, bekannt für seine Romane und Balladen. Das Gedicht fällt in Fontanes Spätwerk, welches von historischen Themen und Figuren geprägt ist.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht aus sechs gleich gebauten Strophen besteht, wobei jede Strophe aus acht Versen besteht. Es handelt sich um eine Ballade, was durch den erzählenden Charakter und die feste, gereimte Strophenform deutlich wird.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die Person des Joachim Hans von Zieten, einem Husaren-General, der offenbar viele Kämpfe und Siege erlebt hat. Das lyrische Ich beschreibt in teils humorvollen, teils bewundernden Versen das Leben und die Taten von Zieten, von den Kämpfen auf dem Schlachtfeld bis hin zu seiner Ruhe in den späten Jahren auf dem königlichen Schloss Sanssouci. Zieten wird dabei nicht nur als Krieger, sondern auch als treuer Verbündeter, Freund und Diener des Königs Friedrich II (der „Fritz“) dargestellt. Seine Leistungen werden honoriert und gewürdigt, sogar in seinen letzten Tagen.

Formal folgt das Gedicht einer klaren, gleichbleibenden Struktur, wobei jede Strophe aus acht Versen besteht. Auffällig ist der abwechselnde Reim (Kreuzreim), der dem Gedicht einen rhythmischen, fließenden Charakter verleiht.

Die Sprache des Gedichts ist verhältnismäßig einfach und unverblümt, passend zu der direkten und handfesten Natur des Husaren Zieten. Fontane verwendet zudem bildhafte Vergleiche und Metaphern, wie zum Beispiel der Donner und der Blitz in Bezug auf Zieten und Fritz, die ihre kriegerische und entschlossene Natur hervorheben. Eindrucksvoll wird auch der Tod Zietens beschrieben, der wie er selbst, unerwartet wie „aus dem Busch“ kam.

Insgesamt porträtiert Fontanes Gedicht also den Husaren-General Zieten als mutigen, treuen und respektierten Kriegshelden, dessen Leben und Wirken von Kämpfen und Diensten an seinem König Fritz geprägt war. Dabei gelingt es Fontane, die herausragenden Eigenschaften Zietens in einfacher Sprache und mit treffenden Bildern zu vermitteln.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der alte Zieten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Im Jahr 1847 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart und Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 223 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „Der alte Zieten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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